Wearables
Als Wearables werden tragbare Computersysteme bezeichnet, die während der Nutzung am Körper oder der Kleidung des Anwenders befestigt werden. Während Wearables vor Kurzem noch als exotisch galten, gewinnen sie mittlerweile immer mehr an Bedeutung.
Im Vergleich zum Mobile Computing, wo der Fokus auf der Bereitstellung portabler allgemeiner IT-Systeme z.B. in Form von Notebooks, Tablets und Smartphones liegt, geht es beim Wearable Computing häufig um Speziallösungen, die nur bei Bedarf mit konventionellen IT-Systemen Verbindung aufnehmen (kabelgebunden oder drahtlos), um Daten auszutauschen oder Konfigurationen vorzunehmen.
Das vielleicht bekannteste Wearables-Konzept ist die „Datenbrille“ Google Glass, die die Serienreife bislang nicht erreicht hat, trotzdem aber erhebliche Diskussionen auslöste: Es handelt sich um ein Brillengestell mit Mikrocomputer im Bügel, bei dem über ein Prisma Informationen ins Blickfeld des Nutzers eingeblendet werden können. Eine Kamera kann zudem das Blickfeld des Anwenders erfassen und aufzeichnen. Google Glass wurde beworben als ein System, das dem Nutzer Hinweise und Mitteilungen unaufdringlich mitteilen kann, ohne ihn im Alltag zu behindern und abzulenken. Ein Blick auf das Smartphone während eines Gesprächs, um sich über eine eingegangene Mail zu informieren, sei wesentlich störender und unhöflicher als eine kurze Augenbewegung, um die gleiche Information über die Datenbrille abzurufen – so die Argumentation. Kritisiert wurden frühe Modelle allerdings vor allem als Überwachungsinstrumente, Nutzer wurden als „GlassHoles“ bezeichnet, die Nutzung in Bars, Kinos und anderen öffentlichen Bereichen teilweise untersagt.
Eine weniger auffällige Form der Wearables sind sogenannte Smartwatches. Auch sie nehmen mit dem Smartphone Verbindung auf und können neben der Uhrzeit auch Benachrichtigungen (eingehende E-Mail, Terminerinnerungen, Navigationsanweisungen …) anzeigen oder z.B. per Klopfsignal ankündigen. Teilweise ist auch die Beantwortung der Nachrichten und eingehenden Anrufe direkt über die Smartwatch möglich. Damit nicht genug: Der Computer am Handgelenk kann beispielsweise zur Zeiterfassung, als Boarding-Pass, Zimmerschlüssel oder zur drahtlosen Zahlung genutzt werden. Die Möglichkeiten scheinen nur durch die Vorstellungskraft der Programmierer sowie die geringe Displaygröße und die Interaktionsmöglichkeiten limitiert. Neben der Gestensteuerung setzt man bei Smartwatches daher zunehmend auch auf Sprachsteuerung, da eine virtuelle Tastatur auf dem recht kleinen Display einer Armbanduhr kaum nutzbar wäre. Die Verbindung zu externen Sensoren oder z.B. Kopfhörern erfolgt bei Smartwatches in der Regel per Funktechnik.
Weniger auffällig und im Alltag häufiger anzutreffen sind Fitness-Armbänder und Laufuhren. Sie tauschen Daten nicht laufend mit einem Smartphone oder Computer aus, sondern dienen vor allem der Erfassung und Anzeige von Sensordaten. Diese werden dann später, beispielsweise während des Ladevorgangs per USB-Kabel, auf einen Computer zur weiteren Auswertung übertragen.
Ein wichtiger Bereich der Wearables ist darüber hinaus der Medizinsektor: Moderne Hörgeräte sind ebenso komplexe Computersysteme, die sich z.B. mit Smartphones verbinden können, wie zahlreiche medizinische Sensoren (Blutdruck, Puls, Glukosewerte …). In diesem Bereich sind in den kommenden Jahren große Fortschritte zu erwarten, die die Patientenüberwachung in Echtzeit wesentlich erleichtern werden.
Auch Funktionsbekleidung, bei der Sensoren direkt in Kleidungsstücke integriert ist, zählt zu den Wearables. So gibt es Sportschuhe nicht nur mit eingebauten Schrittzählern, sondern auch Drucksensoren, die den Bewegungsablauf beim Laufen erfassen. Vernetzte Shirts erfassen Vitalwerte und senden sie zur Auswertung in Echtzeit an entsprechende Computer. Und Forschungsprojekte untersuchen, ob Wearables in der Seniorenbetreuung eingesetzt werden können, um medizinische Notfallsituationen schneller zu erkennen und schneller reagieren zu können.
Einer Studie von IDTechEx zufolge könnte der Wearables-Markt, der gerade Fahrt aufnimmt, 2014 weltweit auf ein Volumen von 70 Mrd. US-$ jährlich wachsen.