(Technische) Singularität
In den vergangenen Monaten war viel zu lesen von autonomen Fahrzeugen, intelligenten Systemen und allgemein enormen Fortschritten im Bereich der künstlichen Intelligenz. In diesem Zusammenhang warnen manche Forscher vor dem Erreichen der „technischen Singularität“.
Hierunter versteht man den Zeitpunkt, ab dem sich „Maschinen mittels künstlicher Intelligenz (KI) rasant selbst verbessern und damit den technischen Fortschritt derart beschleunigen, dass die Zukunft der Menschheit hinter diesem Ereignis nicht mehr vorhersehbar ist“ (Wikipedia). Damit würde die Menschheit als dominierende Spezies abgelöst, mit möglicherweise dramatischen Folgen für unsere Zukunft.
Unbestritten nimmt die Leistungsfähigkeit intelligenter Systeme immer weiter zu. Sie identifizieren Krankheitsbilder auf Röntgenaufnahmen besser als ausgebildete medizinische Experten, verstehen gesprochene Sprache und antworten auf offene Fragen, reagieren in Sekundenbruchteilen auf fallende oder steigende Aktienkurse und investieren dabei Milliarden und bewegen sich autonom auf Straßen, im Gelände, im Wasser und in der Luft. Dahinter steht einerseits die Verfügbarkeit immer leistungsfähigerer Hardware, andererseits die breite Vernetzung und die Bereitstellung immer größerer Datenmengen und Sensordaten, die automatisiert ausgewertet werden können.
Schon heute verblüffen „intelligente“ Systeme immer wieder ihre Entwickler, wenn die Algorithmen Lösungen entwickeln und Verhalten zeigen, welches selbst erlernt ist und nicht konkret vorgegeben wurde. Die im Einsatz befindlichen Systeme interagieren zudem in Echtzeit – oft ist nur noch in der Rückschau eine Analyse des Verhaltens möglich. Hier hat der Mensch die Kontrolle bereits ein stückweit abgegeben.
Damit ist der Eintritt der technischen Singularität nur eine Frage der Zeit, wenn sich Rechenleistung und Algorithmen in einer ähnlichen Geschwindigkeit weiterentwickeln wie bisher. Die Frage ist nur, wie sie sich äußert. Nach Vorstellung von Science-Fiction-Autoren könnten die Maschinen dann die Weltherrschaft übernehmen und die menschliche Rasse als überflüssig oder gar eine Bedrohung für den Planeten betrachten. Manche KI-Forscher hingegen sehen eher die Gefahr, dass die intelligenten Systeme ein ganz eigenes Verständnis der Welt und der Umwelt entwickeln könnten und ihre Reaktionen dann vollkommen unvorhersehbar und unverständlich für uns werden. Beruhigend ist diese Vorstellung auch nicht unbedingt, wenn man berücksichtigt, dass unsere gesamte Infrastruktur von IT-Systemen gesteuert und kontrolliert wird.
Allerdings wurde die Singularität bereits seit den Anfängen der KI-Forschung vorhergesagt und bislang wurden Vorhersagen über den Eintritt immer wieder um Jahrzehnte verschoben. Die Fortschritte intelligenter Systeme sind zwar verblüffend in ihren jeweils begrenzten Anwendungsgebieten, aber es handelt sich um spezialisierte Lösungen. Der Traum der Forscher von der allgemeinen künstlichen Intelligenz, die das gesamte Weltwissen auf sich vereint und sich autonom in den verschiedensten Funktionen bewährt, ist aber noch lange nicht Realität.
Weitere Informationen zur technischen Singularität bei Wikipedia.