Das Smartphone smart nutzen
Wer kennt das nicht: Man trifft sich zu einem gemütlichen Abend mit Freunden, doch kaum fünf Minuten vergehen, in denen nicht einer einen Blick auf sein Smartphone wirft: Benachrichtigungen, E-Mails, Anrufe …
Aber nicht nur bei beruflichen und privaten Treffen kann man diese Beobachtung machen. Egal, ob in der U-Bahn, beim Sonnenbaden im Park oder im Job in Besprechungen: Irgendwer greift garantiert gerade zum Smartphone. Es scheint, als hätte das praktische Kommunikationsmittel längst die Kontrolle über unseren Alltag übernommen.
Das Resultat: Wir sind laufend abgelenkt, befürchten,
etwas zu verpassen, oder fühlen uns genötigt, zu reagieren.
Doch oft sind wir selbst schuld: Wir nutzen das Hilfsmittel falsch, kennen uns mit seiner Bedienung zu wenig aus und werden so vom Kontrollierenden zum Kontrollierten. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, dem Benachrichtigungswahn und Smartphone-Stress Grenzen zu setzen. Hier ein paar Optionen:
- Schalten Sie das Smartphone in den Flugmodus oder sogar komplett aus, wenn Sie ungestört sein wollen. Selten ist etwas so wichtig, dass es nicht ein bis zwei Stunden Zeit hätte. Das Gerät komplett auszuschalten hat den Vorteil, dass Sie nicht in Versuchung geraten, kurz einen Blick darauf zu werfen.
- Verwenden Sie ganz gezielt die „Nicht stören“-Optionen. Für diesen Modus können Sie in der Regel einen Zeitplan festlegen, so dass beispielsweise von 20 bis 7 Uhr Benachrichtigungen zwar empfangen, aber nicht durch Töne, Licht oder Vibration signalisiert werden. So bestimmen Sie in dieser Zeit, ob und wann Sie auf das Display schauen und die aufgelaufenen Benachrichtigungen wahrnehmen bzw. darauf reagieren wollen.
- Dieser „Nicht stören“-Modus lässt sich zumeist auch bequem manuell einschalten, beispielsweise während Besprechungen oder Kreativphasen, bei denen eine Unterbrechung sehr störend wäre. In diesem Fall sollten Sie allerdings nicht vergessen, ihn auch wieder auszuschalten.
- Sortieren Sie Ihre Kontakte in verschiedene Kategorien und weisen Sie diesen unterschiedliche Benachrichtigungseinstellungen zu: Dann können Sie festlegen, dass Kontaktversuche von Personen aus einer bestimmten Kategorie trotz „Nicht stören“-Modus signalisiert werden. Wollen Sie also während des Restaurantbesuchs für den Babysitter, Ihre Mutter oder auch Ihren Chef erreichbar sein, kommen diese Kontakte in eine „VIP“-Kategorie.
- Beschäftigen Sie sich mit den Benachrichtigungsoptionen: Neben Anrufen, SMS und E-Mail wollen auch zahllose Apps und Dienste Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken und senden Benachrichtigungen. Aber Benachrichtigungen von Twitter, Facebook, Instagram, WhatsApp und Ihrer Fitness-App müssen nicht unbedingt per Ton und Vibration angekündigt werden. Sie müssen nicht einmal auf dem Login-Screen des Smartphones erscheinen: Oft reicht es, sie in der Mitteilungszentrale zu sammeln.
- Reduzieren Sie die Zahl der installierten Apps: Jede Anwendung buhlt potenziell um Ihre Aufmerksamkeit und kann zum Störfaktor oder Zeitfresser werden. Was nicht installiert ist, kann Sie auch nicht in seinen Bann ziehen.
- Erziehen Sie Ihre Kommunikationspartner: Wer bekannt dafür ist, ständig sofort zu reagieren, wird auch dann häufiger kontaktiert, wenn es eigentlich nicht notwendig wäre. Sich Zeit mit der Antwort zu lassen, hilft daher auch, die Erwartungen der Kommunikationspartner zu steuern und einzubremsen. Rechtzeitig die Erwartungshaltung zu steuern und klar zu kommunizieren, welche Kontaktformen Sie bevorzugen oder dass Sie nach 20 Uhr für dienstliche Anfragen nur im absoluten Ausnahmefall zur Verfügung stehen, hilft daher enorm, die Nachrichtenflut von KollegInnen einzugrenzen.
- Blockieren Sie „Spammer“: Ein E-Mail-Konto ohne Spamfilter wäre heutzutage kaum zu bewältigen. Richten Sie Ihre eigenen Spamfilter für nervige Anrufe oder Social-Media-Nutzung ein. Die Nachrichten werden dann vorgefiltert und gar nicht mehr auf Ihrem Smartphone signalisiert, sondern landen auf der Mailbox oder werden gar komplett blockiert.
- Lassen Sie Ihr Smartphone auch mal zu Hause: Der ständige Blick auf das Display ist auch der Angst geschuldet, etwas verpassen zu können und von der Welt „abgeschnitten“ zu sein. Aber kaum etwas ist so wichtig, dass darauf sofort reagiert werden muss. Gerade am Abend mit Freunden oder auch bei einer einsamen Wanderung ist es daher ratsam, das Smartphone einfach mal zu Hause zu lassen. Falls Sie fürchten, im Ernstfall keine Hilfe rufen zu können, hilft ein einfaches altes Handy mit einer Prepaid-SIM-Karte, dessen Rufnummer Sie nicht weitergeben.
All diese Beispiele zeigen: Ein Smartphone ist nur dann wirklich smart, wenn wir die uns zur Verfügung stehenden Einstellungsmöglichkeiten und Optionen ausschöpfen. Tun wir das nicht, dann wird aus dem smarten Kommunikationsgerät schnell ein „device from hell“, das unseren Tagesablauf bestimmt und uns selbst nachts noch tyrannisiert.
Das bemerken mittlerweile auch die Hersteller. Die neuesten Versionen von Android und iOS bieten daher immer bessere Möglichkeiten, die Benachrichtigungseinstellungen Ihren Bedürfnissen anzupassen. iOS 12 erlaubt es darüber hinaus, Ihre Nutzungsgewohnheiten zu erfassen: Wie häufig nutzen Sie welche Anwendungen, wie oft greifen Sie am Tag zum Smartphone? Sie können sogar Zeitkontingente für bestimmte Apps und App-Kategorien festlegen, um Ihre Nutzungsgewohnheiten einzuschränken.
Dabei gilt: Wer alles bei den Default-Einstellungen belässt, wird rasch zum Sklaven eines eigentlich äußerst nützlichen Geräts. Wer sein Smartphone im Griff hat, gewinnt Lebensqualität!