Sicher im Verkehr oder 250 Meter im Blindflug? Ein Denkanstoß zur Reisesaison
Sie halten sich für einen guten Autofahrer, der die Gefahren im Straßenverkehr gut abschätzen kann? Gratulation, damit befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Neun von zehn Autofahrern glauben, dass sie besser Auto fahren als der Durchschnitt. Doch ADAC und ÖAMTC haben Autofahrer getestet und eine Studie in Auftrag gegeben, die ermittelt hat, wie viele Meter Fahrer jeweils im Blindflug unterwegs sind, wenn sie durch verschiedene Tätigkeiten abgelenkt werden.
So dauert es im Durchschnitt drei Sekunden, bis eine Brille aus dem Etui geholt ist – im Stadtverkehr bei 40 Stundenkilometer macht das mehr als 33 Meter, die der Fahrer den Blick von der Straße abwendet. Zu viel, um beispielsweise auf plötzlich querende Fußgänger reagieren zu können.
Eine kurze Zieleingabe ins Navigationsgerät beansprucht ca. vier Sekunden. Das macht auf der Landstraße bei 80 Stundenkilometer bereits knapp 90 Meter, die man nicht auf die Straße blickt – und dadurch möglicherweise auf die Gegenfahrbahn gerät.
Und die Alltagssituation eines Telefonanrufs im Auto: Das Annehmen und Bestätigen einer Nachricht dauert im Schnitt rund sieben Sekunden, die auf der Autobahn bei 130 Stundenkilometer sogar knapp 253 Meter Blindflug bedeuten. Fatal, wenn dann ein Lkw unvermittelt auf die eigene Spur wechselt.
„Viele Autofahrer unterschätzen die Strecke, die sie im gefährlichen Blindflug zurücklegen, wenn sie abgelenkt sind – weil Autofahren Routine ist und sie sich unterfordert fühlen“, erklärt ADAC-Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, nur weil einem bisher persönlich nichts passiert ist, das das Risiko geringer wird. Nur wer auf die Straße blickt, kann auf Veränderungen reagieren.“
(Quelle: PM ADAC e.V. / ÖAMTC)