PwC Automotive-Studie 2017: Österreichische Automobil-Zulieferer halten Innovationsdruck stand
Die Automobilindustrie steht am Beginn einer neuen Epoche: Globale Umweltauflagen, Elektromobilität und die Digitalisierung samt autonomem Fahren stellen die gesamte Branche vor große Herausforderungen. Diese Entwicklung prägt nicht nur die Autohersteller selbst, sondern auch die österreichische Zulieferindustrie. Dabei muss sie bei der Entwicklung von Lösungen immer einen Produktlebenszyklus voraus sein, um auf dem hart umkämpften Markt bestehen zu können. Diesem hohen Innovationsdruck halten österreichische Unternehmen jedoch erfolgreich stand und rechnen für 2017 mit Umsatzwachstum.
Das sind die Kernergebnisse der PwC Automotive-Studie, bei der 60 österreichische Unternehmen aus der Zulieferindustrie befragt wurden.
„Die Qualität und Innovationskraft der österreichischen Automotive-Zulieferer ist weltweit gefragt und birgt besonderes Wachstumspotenzial. Gleichzeitig sind sie aber auch denselben Trends und Anforderungen der gesamten Automobilbranche ausgesetzt. Und auf eben diese gilt es zu reagieren, um weiterhin erfolgreich am Markt bestehen zu können“, erklärt Horst Bernegger, Partner und Leader Automotive bei PwC Österreich.
2017: Prognostiziertes Wachstum trotz steigendem Druck durch OEM
Für die Mehrheit der heimischen Automotive-Zulieferer verlief das Jahr 2016 durchaus erfolgreich: 33 % der befragten Unternehmen erzielten zweistellige Steigerungswerte und weitere 28 % verzeichneten eine Steigerung zwischen 5 und 10 %. Diese Tendenz lässt auch positive Prognosen für 2017 zu: Rund die Hälfte der Befragten (51 %) erwartet einen Umsatzanstieg von mehr als 5 %, knapp ein Viertel (23 %) eine Steigerung von mehr als 10 %.
Als besonders ausschlaggebend für erfolgreiches Wachstum sehen befragte Unternehmen dabei die Verfügbarkeit und Qualität von Fachkräften. Für 57 % kann ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften die Chancen auf neue Aufträge einschränken. Im Gegenzug nennen 20 % der österreichischen Zulieferer den anhaltenden Preis- und Produktivitätsdruck der OEM (Original Equipment Manufacturer) als große Gefährdung ihres Marktwachstums. Nur der drohende Abschwung auf den derzeitigen Hoch-Wachstumsmärkten stellt für viele ein größeres Risiko dar (22 %).
Forschung & Entwicklung als entscheidender Erfolgsfaktor
Auf Österreichs Zulieferern lastet ein massiver Innovationsdruck bei immer kürzer werdenden Produktionslebenszyklen. Im Hinblick auf zunehmende Bestimmungen rund um CO2-Emissionen fokusieren die meisten Unternehmen ihre Produktinnovationen dabei auf Umwelt-Trends: So verfolgen 28 % eine Gewichtsreduktion durch die Verwendung neuer Materialen mit dem Ziel eines geringeren Treibstoffverauchs. Die Entwicklung alternativer Treibstoff-/Antriebssysteme, wie Hybrid und Strom, sehen 18 % als wichtigsten globalen Trend im Produktbereich.
„Aber auch moderne Technologien im Bereich Digitalisierung und autonomes Fahren spielen in der strategischen Planung eine wichtige Rolle. Dazu legt die österreichische Zulieferer-Industrie in den nächsten fünf Jahren einen besonderen Fokus auf Robotik und Sensorik, Batterie- und Energietechnik sowie Data-Mining und Analyse“, so PwC-Experte Bernegger.
Lösungen und Komponenten von Industrie 4.0 sind für einen Großteil bereits gut in bestehende Abläufe und Prozesse integriert: 42% geben an, dass Smart Factory, Internet of Things & Co bereits Teil ihrer Aktivitäten sind.
Österreich und Slowakei: Hidden Champions vs. internationale Player
Neben der Erhebung von Erfolgs- und Risikofaktoren für die heimischen Zulieferer zieht die Studie auch einen Vergleich der österreichischen und slowakischen Automotive-Industrie. Die Automotive-Branche in den beiden Nachbarländern weisen dabei bedeutende strukturelle Unterschiede auf: Während die Branche in der Slowakei über eine starke OEM-Basis (inklusive asiatischer Hersteller) verfügt, basiert die Automotive-Branche in Österreich auf der starken Struktur von Zulieferern, die ihren Hauptsitz und ihre regionale Produktionsbasis in Österreich haben.
„In Österreich zählen vor allem Familienbetriebe, die sich teilweise zu sogenannten Hidden Champions entwickelt haben, zu den führenden Betrieben in ihrem speziellen Teilbereich der internationalen Märkte. In der Slowakei hingegen gehört die Mehrheit der Zulieferern internationalen Konzernen an“, führt Bernegger aus.
Auch der Ansatz zur Personalbeschaffung der beiden Länder unterscheidet sich deutlich: In der Slowakei herrscht bereits ein Fachkräftemangel. Die österreichischen Zulieferer profitieren hingegen vom dualen Bildungssystem und können so immer noch einen Großteil des Personalbedarfs lokal abdecken. 48 % der befragten heimischen Unternehmen rekrutieren am österreichischen Arbeitsmarkt und stellen keine zusätzlichen Arbeitskräfte aus dem Ausland ein. Die weitergehende Versorgung mit qualifiziertem Personal wird dennoch als unsicher angesehen und ein Fachkräftemangel als bedeutender Risikofaktor.
Die Studie wurde von PwC erstmals in Österreich durchgeführt. Die kontaktierten Automotive-Zulieferer antworteten über einen Online-Fragebogen oder per Rücksendung eines ausgedruckten Fragebogens im Zeitraum von Jänner bis April 2017. An dieser Studie nahmen rund 60 Unternehmen aus Österreich teil.
Alle Ergebnisse der Automotive-Studie unter: www.pwc.at/automotive-studie
(Quelle: ots/PwC Österreich)