Österreich: Jedes Jahr 1.800 Tote durch krebserzeugende Stoffe am Arbeitsplatz
In Österreich sterben jedes Jahr 1.800 Menschen an Krebs, der von Arbeitsstoffen ausgelöst wurde. Das sind fünfzehn Mal mehr Menschen als bei Arbeitsunfällen ihr Leben lassen müssen. Krebs ist mittlerweile die häufigste durch Arbeit verursachte Todesart und für jeden zweiten arbeitsbedingten Todesfall verantwortlich. „Diese entsetzlichen Zahlen sind alarmierend. Es müssen neue Grenzwerte mit einer entsprechenden Risikobewertung her. Und wo es nur geht, müssen gefährliche Stoffe durch weniger gefährliche ersetzt werden!“, pocht AK-Präsident Johann Kalliauer auf rasche Maßnahmen.
Eine Studie des Europäischen Gewerkschaftsinstituts ETUI – gefördert von der Europäischen Union – brachte es ans Licht: In der EU sterben jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen an einer durch Arbeit verursachten Krebserkrankung. Umgelegt auf Österreich sind es jedes Jahr 1.800 Menschen, die aufgrund des Kontaktes mit krebserzeugende Arbeitsstoffen sterben müssen.
Die Gesundheitsgefährdungen sind in der modernen Arbeitswelt angestiegen. Einige Beispiele für krebsauslösende Stoffe: Chrom VI in der Eisen- und Stahlindustrie, Holzstaub in der Holzverarbeitung, Cadmium bei der Batterieherstellung, Asbest in der Bauwirtschaft, die Emissionen von Dieselmotoren (Stapler, Lastkraftwagen, Bagger) oder Lösemittel in Lackierereien.
Das große Problem dabei: Die Schutzstandards sind völlig veraltet und wurden vielfach nicht an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. In Österreich werden krebserzeugende Stoffe noch immer nach technischen Richtkonzentrationen (TRK) bewertet, die oft seit mehr als 20 Jahren nicht mehr adaptiert wurden. Entweder sind die Werte viel zu hoch oder die Schadstoffe noch gar nicht erfasst.
Daher herrscht die Meinung vor, dass kein Erkrankungsrisiko an Krebs besteht, wenn die gültigen Grenzwerte eingehalten werden. Ein fataler Trugschluss: Denn krebserzeugende Arbeitsstoffe kennen weitgehend keine Wirkschwellen, sie können bereits in geringster Dosis – auch unterhalb des Grenzwertes – zu Krebserkrankungen führen.
Deutschland und Niederlande sind da schon viel weiter – sie haben „risikobasierte Grenzwerte“ eingeführt. Diese ermöglichen eine transparente Risikobewertung, höheren Präventionsschutz und eine Risikobegrenzung für arbeitsbedingte Krebserkrankungen. Statt des Belastungswertes – wie in Österreich – wird dabei das Risiko dargestellt, also wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, bei acht Stunden täglichem Kontakt mit dem bewerteten Arbeitsstoff über 40 Jahre Dauerbelastung an Krebs zu erkranken.
Ein Risikowert von 1:25.000 bedeutet zum Beispiel, dass eine Person von 25.000 dem Schadstoff ausgesetzten Menschen an Krebs erkranken wird. Dieses Risikokonzept führt zu einer Senkung der Grenzwerte, zu höherem Gesundheitsschutz und (auch wenn natürlich immer ein Restrisiko bleibt) zu einer besseren Risikobewertung für die Arbeitgeber und die Beschäftigten.
„Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verdienen bestmöglichen Schutz. Deshalb kommt dem Ersatz krebserzeugender Arbeitsstoffe durch weniger oder nicht gefährliche Arbeitsstoffe oberste Priorität zu“, verlangt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
(Quelle: ots / Arbeiterkammer Oberösterreich)