Lieferketten: Darauf sollten Unternehmen jetzt fokussieren
In seiner aktuellen „COVID-19 Pulse Check“-Studie hat der Beratungsspezialist CAMELOT Management Consultants das Reaktionsverhalten in der Coronakrise von über 100 Unternehmen untersucht und daraus drei zentrale Handlungsempfehlungen für die kurzfristige Umsetzung abgeleitet. Die Empfehlungen sollen Unternehmen dabei helfen, den geeigneten Weg aus der Krise zu finden und zu neuer Stärke zu gelangen. Eine weitere Absicherung der Lieferkette gegen zukünftig aufkommende Störungen nimmt hierbei eine besondere Bedeutung ein.
Die im April 2020 durchgeführte Befragung von Fachexperten und Führungskräften aus über 100 Unternehmen verschiedenster Branchen mit Schwerpunkt Mitteleuropa ergab ein eindeutiges Bild: Neben dem wichtigsten Thema des Gesundheitsschutzes haben alle befragten Unternehmen kurzfristige Maßnahmen zur Erhaltung des Geschäftsbetriebs, wie verstärkte Kommunikation, eine Task Force für die Produktion sowie eine Risikobewertung von Lieferanten, ergriffen.
Wichtige mittel- und langfristig wirkende Maßnahmen zur Sicherung des Geschäftsbetriebs während und nach der COVID-19 Pandemie sind jedoch noch nicht angegangen worden. „Es dominiert die operative Brandlöschung bei den sichtbaren Problemherden und das Verharren im „Wir fahren auf Sicht“-Modus.
„Das reicht aber nicht mehr“, konstatiert Dr. Josef Packowski, Supply-Chain-Experte und Managing Partner bei CAMELOT. Zum einen ist heute schon offensichtlich, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Lieferketten länger als erhofft operativ einschränken werden. Auf der anderen Seite ist ebenfalls bereits erkennbar, dass sich die Nachfrage- und Lieferstrukturen signifikant verändern werden. „Umso dringlicher ist es für Unternehmen, bereits jetzt auf eine strategische Neuausrichtung der Lieferketten umzuschalten und sich auf die neue Normalität vorzubereiten“, so Josef Packowski.
Herausforderung Lieferkette
Bei den von den Unternehmen angestoßenen Maßnahmen für den Geschäftserhalt kommt den Lieferketten eine besondere Bedeutung zu. Rund 70 Prozent der Befragten gehen von einer signifikanten Verstärkung der bisherigen Nachfrageausschläge aus, für die in diesem Ausmaß niemals Puffer und Risikoaufschläge eingeplant wurden.
Für die Mehrheit der Studienteilnehmer ist die nachfolgende Versorgungskette, inklusive der eigenen Produktion, der Bereich entlang der Wertschöpfungskette, der im kommenden halben Jahr noch stärker von der Corona-Pandemie betroffen sein wird. So erwarten fast alle Unternehmen Lieferprobleme bei ihren eigenen Lieferanten, und über die Hälfte befürchten eingeschränkte und nicht synchronisierte Verfügbarkeiten von Rohmaterialien und Halbfabrikaten aufgrund global bzw. regional abweichender Lockdown- und Recovery-Phasen.
„Die Sicherung der Liquidität in unterschiedlichen Szenarien und die Aufrechterhaltung der Produktivität in distanzsichernden virtuellen Arbeitsumgebungen waren die richtigen Erstmaßnahmen“, kommentiert Jens Steuer, Studienautor und Partner bei CAMELOT. „Unternehmen sollten das aktuelle Krisenmanagement weiterführen, um den Geschäftsbetrieb abzusichern, die Krisenzentrale jedoch dringend um dedizierte Taskforce-Teams erweitern, die das Hochfahren innerhalb der Lieferketten in Richtung neue Normalität und die Gestaltung der Post-Covid-19-Zukunft erarbeiten.“
Supply-Chain-Leitfaden für die Krise und danach
Die zentralen Handlungsempfehlungen für das Lieferkettenmanagement, die sich aus den Umfrageergebnissen ableiten lassen, haben die Studienautoren in drei Kernpunkten zusammengefasst:
Stabilisierung der Absatz- und Lieferketten – sofort
Unternehmen müssen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Nachfrage- und Lieferseite verstehen, um dadurch genauere Prognosen treffen und Schwankungen ausbalancieren zu können. Die bekannten vergangenheitszentrierten Prognosen helfen hier nicht mehr weiter. Mittlerweile stehen lizenzfreie KI-basierte Tools (wie beispielsweise der COVID-19 Impact Analyzer von Camelot Innovative Technologies Lab) zur Verfügung, die über Kausalzusammenhänge die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Supply Chain berechnen und in der Lieferkettenplanung helfen.
Transparenz und Widerstandsfähigkeit stärken – zeitnah
Das bisherige Supply-Chain-Risikomanagement hat sich gerade in der Coronakrise als unzureichend erwiesen. Jahrzehntelang wurden in der Supply-Chain-Planung nur bei der Bedarfsprognose aktiv Unsicherheitsfaktoren mit einbezogen. Ein für die heutige Zeit angemessenes Risikomanagement geht weit darüber hinaus und beinhaltet die Quantifizierung gegenseitiger Abhängigkeiten mithilfe neuer Technologien.
Dies hilft direkt zu verstehen, wie anfällig die Lieferkette in ihrem aktuellen Zustand ist und welches Maß an zukünftiger Unsicherheit sie aushalten kann.
Wenn beispielsweise ein bestimmter Lieferant zahlungsunfähig ist, kann so beantwortet werden, wie lange das Unternehmen in der Lage sein wird, den Umsatz auf dem aktuellen Niveau oder einen Mindestschwellenwert für den operativen Cashflow aufrechtzuerhalten. Die Gestaltung bzw. Verbesserung eines proaktiven Risikomanagements ist das Gebot der Stunde und sorgt dafür, dass sich zukünftige Schocks und Krisen weniger stark auf die Lieferkette auswirken.
Supply Chains agiler gestalten und damit Kosten sparen – in drei bis sechs Monaten
Obwohl die meisten Studienteilnehmer bestätigen, dass ihre Absatzprognosen einer „Mission Impossible“ gleichen, nutzen sie immer noch vergangenheitsorientierte Prognosen zur Koordination ihrer gesamten Lieferketten. Bei der aktuellen Unsicherheit und den dadurch volatileren Absatzerwartungen ergibt sich – bedingt durch die Logik der eigenen Informationssysteme – eine vielfach verstärkte, unsichere Beschaffungsplanung.
Innovative Planungsverfahren können hier Abhilfe schaffen und zu deutlich verbessertem Kundenservice, erhöhter Supply-Chain-Agilität und signifikanten Kosteneinsparungen führen. Ein bekanntes, aber oft noch nicht umgesetztes Beispiel sind so genannte DDMRP-fähige (Demand-driven Material Requirements Planning) Planungssysteme, die bewusst „Entkopplungspuffer“ in den Informationssystemen setzen. Sie lassen sich innerhalb von wenigen Wochen mit Cloud-basierten Lösungen in den bestehenden Unternehmensarchitekturen ergänzen.
Für Unternehmen, die – insbesondere im Supply Chain Management – von der Coronakrise betroffen sind, hat CAMELOT Management Consultants auf der Website www.camelot-mc.com kostenfrei verfügbare Informationen, Beispiele aus der Praxis und pragmatische Hilfsangebote bereitgestellt.
Über die CAMELOT Management Consultants AG
CAMELOT Management Consultants ist der weltweit führende Beratungsspezialist für Value Chain Management in der Prozess-, Konsumgüter- und Fertigungsindustrie. Das Unternehmen ist Teil der CAMELOT Gruppe mit weltweit 1.800 Mitarbeitern und Hauptsitz in Mannheim. Der integrierte Beratungsansatz und die enge Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Technologiespezialisten garantieren den Projekterfolg über alle Phasen der Beratung hinweg: von der Entscheidungsfindung bis hin zur organisatorischen und technischen Umsetzung.
(Quelle: ots / Camelot)