Kunststoffproduktion: Innovationen bei biobasierten Polymeren
Der Begriff „biobasierte Polymere“ gewinnt unter Verbrauchern immer mehr an Bedeutung, da die Sensibilisierung zu Themen wie Klimawandel und Plastikmüll wächst. Das Spektrum der biobasierten Alternativen zu den Plastikprodukten, die wir im Alltag am häufigsten antreffen, wirkt aber weiterhin als praktische Hemmschwelle.
Der Schlüssel für eine schnellere Umstellung von petrochemischen auf biobasierte Kunststoffe liegt in einer größeren Materialvielfalt, einschließlich Polyolefinrohstoffen wie Polypropylen und Polyethylen. In seinem Bericht „Biobased Polymers 2018-2023: A Technology and Market Perspective“ analysiert IDTechEx die wichtigsten Hersteller biobasierter Polymere sowie Produktionsmethoden und -kapazitäten.
LyondellBasell, eines der weltweit größten Unternehmen in den Bereichen Kunststoffe, Chemikalien und Raffinerieprodukte, hat in Kooperation mit dem finnischen Energieunternehmen Neste eine Weltneuheit im biobasierten Polymersektor verkündet: die erste parallele großtechnische Produktion von biobasiertem Polypropylen und biobasiertem Polyethylen niederer Dichte.
Bei diesem Gemeinschaftsprojekt wird Nestes Erfahrung mit erneuerbaren Kohlenwasserstoffen, die aus nachhaltigen biobasierten Rohstoffen gewonnen werden, mit LyondellBasells technischer Leistungskompetenz bei der großtechnischen Chemieproduktion kombiniert.
Der erste erfolgreiche Produktionslauf ergab mehrere tausend Tonnen, die zur Verwendung für Lebensmittelverpackungen zugelassen wurden. Das Polymer selbst wird unter dem Markennamen Circulen vermarktet und wurde in LyondellBasells Produktsortiment „Kreislaufwirtschaft“ aufgenommen. Eine unabhängige Prüfstelle hat die Polymerprodukte mit Kohlenstofftracern getestet und einen Anteil erneuerbarer Stoffe von über 30 % bestätigt.
„LyondellBasell betreibt seit vielen Jahrzehnten Innovationsarbeit. Eine Errungenschaft wie diese zeigt, wie wir durch konkrete Taten die Kreislaufwirtschaft voranbringen“, sagte Richard Roudeix, LyondellBasell Senior Vice President of Olefins and Polyolefins für Europa, Asien und die internationalen Märkte. „Durch den Einsatz regenerativer Ressourcen leisten wir einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und helfen unseren Kunden dabei, ihre Umweltziele zu erreichen.“
„Wir sind glücklich, dass die Kunststoffbranche in Zukunft verstärkt auf biobasierte Werkstoffe setzen kann. Es ist sehr ermutigend zu sehen, wie sich Nestes erneuerbare Kohlenwasserstoffe bei der großtechnischen Produktion von biobasierten Polymeren perfekt verhalten. Sie sind ein potenzieller 1:1-Ersatz für fossile Werkstoffe“, sagte Nestes President und CEO Peter Vanacker. „Diese zukunftsweisende Kollaboration mit LyondellBasell ist ein bedeutender Meilenstein für die Kommerzialisierung des Neste-Produktsortiments im Bereich Polymere und Chemikalien. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung regenerativer und kreisläufiger Lösungen für vorausblickende nachhaltige Marken.“
Im Q3/2018 schloss sich Neste mit Ikea zusammen. Bei dem Pilotversuch ging es um die großtechnische Produktion von biobasiertem Polypropylen, damit Ikea sein Ziel erreichen kann, den Kunststoffeinsatz in seinen Produkten bis 2030 komplett auf wiederverwertete oder erneuerbare Werkstoffe umzustellen.
Bislang ging es bei der Weiterentwicklung biobasierter Polymere hauptsächlich um den 1:1-Ersatz oder indirekten Austausch von Polyestern und Polyamiden. Der Hauptgrund hierfür sind Metaboliten, die derzeit fertig von Mikroorganismen produziert werden. Propen und Ethen, die Monomere zur Herstellung von Polypropylen und Polyethylen, sind keine gängigen Metaboliten, die von Mikroorganismen produziert werden. Stattdessen lassen sie sich aus vergorenem Zuckerrohr zur Ethanolproduktion synthetisch herstellen.
Bislang beschäftigen sich nur wenige Unternehmen mit der Entwicklung von biobasierten Polyolefinen, obwohl sie als alternative Verpackung für Lebensmittel, Getränke und Kosmetikprodukte stark nachgefragt werden. Mit diesem Gemeinschaftsprojekt positionieren sich Neste und LyondellBasell bei innovativen biobasierten Polymeren in der ersten Reihe und leisten einen großen Beitrag, um eine nachhaltigere Alternative zu petrochemisch gewonnenen Polymerrohstoffen zu schaffen.
Wenn sich die großtechnische Herstellung von biobasiertem Polypropylen durchsetzt, schätzt IDTechEx den Markt für biobasierte Polymere bis 2023 auf 2,7 Mt. Angesichts des wachsenden Verbraucherbewusstseins hinsichtlich der Vorteile biobasierter Alternativen können biobasierte Polyolefine eine kumulierte jährliche Wachstumsrate (CAGR) erreichen, die die ihrer petrochemischen Pendants um das Drei- bis Vierfache übersteigt.
Weitere Informationen zum (kostenpflichtigen) IDTechEx-Bericht finden Sie unter Biobased Polymers 2018-2023: A Technology and Market Perspective.
(Quelle: ots / IDTechex Ltd.; Bild von Gerd Altmann auf Pixabay)