Industrie 4.0 erfolgsentscheidend, aber nur bedingt sicher
Die Dynamik der Digitalisierung zählt zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Wirtschaft in Europa und insbesondere Deutschland. Vor allem Industrie 4.0, Big Data und Künstliche Intelligenz gehören zu den entscheidenden Wirtschaftsfaktoren der Zukunft. Allerdings sind diese bis dato sehr unterschiedlich in der Unternehmensrealität angekommen.
Für den „Cyber Security Report“ von Deloitte und IfD Allensbach wurden Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik befragt. Ein zentrales Ergebnis ist die breite Streuung beim Umsetzungsgrad von Digitalisierungsstrategien:
Ein Viertel (25 %) der Befragten greift heute schon auf Big Data beziehungsweise die Analyse großer Datenmengen zu, weitere 13 Prozent arbeiten daran und 15 Prozent planen es für die Zukunft. Künstliche Intelligenz ist lediglich für neun Prozent ein Thema. Acht Prozent arbeiten daran und 21 Prozent planen den Einsatz für die Zukunft. Für knapp zwei Drittel (62 %) ist KI hingegen weitgehend irrelevant. Gleichzeitig ist die Vernetzung von Produktionsanlagen bereits weit fortgeschritten. In insgesamt 45 Prozent der Unternehmen sind die Produktionsanlagen bereits untereinander oder mit Büroanwendungen vernetzt, weitere 8 Prozent arbeiten konkret an einer solchen Vernetzung und 9 Prozent planen das für die Zukunft.
Die breite Mehrheit der Befragten ist überzeugt, dass Industrie 4.0 entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands ist. So sind von den Entscheidungsträgern in Unternehmen 61 Prozent davon überzeugt, dass Industrie 4.0 für den Wirtschaftsstandort Deutschland sehr wichtig ist, von den Abgeordneten sind es sogar 82 Prozent.
Die Bedeutung von Industrie 4.0 für das eigene Unternehmen empfinden Wirtschaftslenker ebenfalls als hoch, allerdings nicht so hoch wie für den Wirtschaftsstandort insgesamt. Aktuell halten 56 Prozent Industrie 4.0 für die Zukunft des eigenen Unternehmens für wichtig beziehungsweise sehr wichtig. Mit dem Thema haben sich jedoch bisher nur 38 Prozent der Führungskräfte intensiv beschäftigt.
Gefahr von Cyber-Risiken steigt: Schadsoftware größte Bedrohung
Mit der Nutzung von Industrie 4.0 steigt auch die Anfälligkeit gegenüber Cyber-Attacken für Unternehmen: Hierin sind sich Unternehmenslenker und Abgeordnete weitgehend einig. Von den Entscheidern aus der Wirtschaft gaben dies 83 Prozent an, von denjenigen aus der Politik sagten es 75 Prozent.
Als größtes Risiko werden von den Top-Entscheidern aktuell Computerviren beziehungsweise Schadsoftware wahrgenommen. 77 Prozent gaben das an. Damit ist der Anteil der Führungskräfte, die darin eine große Gefahr sehen, seit 2013 von 57 Prozent um 20 Prozentpunkte gewachsen. Auch die Manipulation der öffentlichen Meinung durch Fake-News (75 %) und Datenbetrug im Internet (74 %) werden als weitere große Gefahren gesehen. Dabei ist auffällig, dass auch die Zahl derjenigen, die Fake-News als Bedrohung ansehen, stetig zunimmt. 2017 sahen noch 67 Prozent dies als Risiko an. In der Liste der Cyber-Risiken folgen die Lahmlegung wichtiger Infrastruktureinrichtungen durch Cyber-Angriffe (68 %) sowie der Missbrauch von persönlichen Daten durch andere Nutzer in sozialen Netzwerken (65 %).
Cyber-Attacken: Für nahezu alle Unternehmen mittlerweile „Tagesgeschäft“
Für die befragten Entscheider aus Unternehmen gehören Cyber-Angriffe inzwischen fast zum Alltag: Rund die Hälfte (46 %) gab an, täglich bis wöchentlich attackiert zu werden. Insgesamt 93 Prozent der mittleren und großen Unternehmen waren bereits IT-Angriffen ausgesetzt. Bisher verantwortet die Wirtschaft die aktive Eindämmung der Angriffe selbst, wobei 56 Prozent der Wirtschaftslenker der Meinung sind, dass der Staat grundsätzlich Unternehmen bei Cyber-Angriffen wirkungsvoll unterstützen könnte.
„Unternehmen erwarten von staatlichen Einrichtungen eine aktive Unterstützung, sowohl bei der Cybersicherheit als auch bei der Digitalisierung. Hier besteht konkreter Handlungsbedarf, um die Weichen für eine Digitalisierung der Wirtschaft erfolgreich zu stellen“, erklärt Katrin Rohmann, Leiterin Government & Public Services bei Deloitte.
Insgesamt sieht die Mehrheit der Abgeordneten und Wirtschaftslenker jedoch die Ausstattung staatlicher Stellen hinsichtlich der für die Aufgaben erforderlichen Fachkompetenz kritisch, so zum Beispiel, wenn es um die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen bei der IT-Sicherheit geht. Gut zwei Drittel der politischen Entscheider (68 %) und 79 Prozent der Entscheider aus Unternehmen haben daran ausdrücklich Zweifel.
Doch gibt es überhaupt wirksamen Schutz gegen Hackerangriffe? Bei dieser Frage sind Abgeordnete und Führungskräfte unterschiedlicher Meinung. 60 Prozent der Abgeordneten denken, dass Computernetzwerke sich wirksam gegen Hackerangriffe schützen lassen, von den Führungskräften aus Unternehmen sind es nur 32 Prozent.
„Die Führungskräfte zeigen sich in mancherlei Hinsicht erstaunlich ahnungslos, dabei besteht in vielen Feldern dringender, konzertierter Handlungsbedarf. Dazu gehört eine permanente Evaluierung der Digitalisierungspolitik ebenso wie ein intensiver Dialog zwischen Wirtschaft und Staat, eine strategische und systematische Vorbereitung auf Cyber-Angriffe, die Zentralisierung von Informationen sowie nicht zuletzt auch eine Debatte über eine mögliche Vorwärtsverteidigung“, resümiert Peter Wirnsperger, Leiter Cyber Risk bei Deloitte.
(Quelle: ots/Deloitte)