Hören – Hinhören – Zuhören
Sind Sie ein guter Zuhörer, eine gute Zuhörerin? In den entscheidenden Momenten gut zuhören zu können ist einer der wichtigen Social Skills im Berufsleben. Doch in Zeiten der Informationsüberflutung kann sich kaum jemand davon freisprechen, (zu) oft nur mit halbem Ohr hinzuhören, Zwischentöne und unterschwellige Botschaften zu verpassen oder einfach nur das zu hören, was man erwartet und hören will.
Gerade Führungskräfte sind aber darauf angewiesen, in den entscheidenden Situationen richtig zuzuhören. Beobachten Sie sich selbst einmal über einen Tag: Wann HÖREN Sie nur, wann HÖREN Sie HIN und wann HÖREN Sie gezielt ZU?
1. HÖREN
Die meiste Zeit HÖREN wir nur. Unser Gehör funktioniert, aber die meisten Geräusche blendet unser Unterbewusstsein gleich wieder aus. Gut so, denn evolutionär sollen wir vor allem Warnsignale wahrnehmen, uns aber ansonsten nicht von unserer eigentlichen Aufgabe ständig ablenken lassen. Bei Gesprächen mit KollegInnen, in Meetings oder auf Konferenzen kann dieses Verhaltensmuster sehr problematisch sein: Wer zu sehr mit sich selbst und anderen Dingen beschäftigt ist (physisch wie psychisch), ist in Wirklichkeit abwesend. Sorgen Sie also dafür, dass Sie die Dinge, die Sie momentan beschäftigen, abschalten können, bevor Sie in wichtige Besprechungen gehen. Oder versuchen Sie, den Termin zu verlegen, falls Sie nagende Probleme nicht rechtzeitig loswerden können.
2. HINHÖREN
HINHÖREN kennzeichnet die nächste Stufe. Sie tritt entweder dann ein, wenn unser Gehirn ein Warnsignal meldet (das Knacken des Astes im Wald, das Telefonklingeln, der eigene Name: „MEIER, was meinen Sie?“) oder wenn wir uns selbst in einen aufmerksamen Zustand versetzen. Wir nehmen in diesem Zustand zwar wahr, was das Gegenüber sagt, allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass wir den Sinn wirklich verstehen und hinterfragen.
3. ZUHÖREN
Hier kommt das aktive ZUHÖREN ins Spiel: Dabei geht es nicht mehr nur darum, hinzuhören, sondern auch die Bedeutung der Geräusche oder Worte zu erfassen und zu hinterfragen. Dazu ist zusätzliches situatives Wissen notwendig. Unsere Vorfahren wussten genau, dass mal ein Ast im Wald brechen kann, wenn sie zu mehreren auf der Jagd waren. War man allerdings alleine, so sah die Sache anders aus. Und aus Erfahrung, genauem Beobachten und situativem Schließen gelang es, die tatsächlichen Bedrohungen einzuschätzen und Gefahren zu bannen.
Die Situation am Arbeitsplatz ist nicht viel anders als damals, es gibt nur weniger Bäume (ob es auch weniger gefährliche Raubtiere gibt, überlassen wir Ihrer Einschätzung). Um erfolgreich ZUZUHÖREN, müssen Sie zunächst ein guter Beobachter, eine gute Beobachterin sein. Es geht nicht nur darum, was das Gegenüber sagt, sondern auch, wie es gesagt wird. Wie passt das alles ins Umfeld, in die Situation? Was soll eigentlich ausgedrückt werden? Diese und andere Überlegungen, Ihre Erfahrung in vergleichbaren Situationen, der Grad Ihrer Vorbereitung – all das bestimmt, wie Sie reagieren können und ob Sie sich in der Situation bewähren.
Wichtig ist vor allem, sich selbst zu beobachten und aufmerksam zu werden, wenn man in einer wichtigen Situation vom Zustand ZUHÖREN in die Phasen HINHÖREN oder gar nur HÖREN abgleitet.