Genervt von Always On? Schalten Sie mal ab!
Permanent online, permanent erreichbar, permanent abgelenkt: Viele Menschen fühlen sich von den ständig auf sie einprasselnden Informationen gestresst und suchen nach Möglichkeiten, sich auch mal auszuklinken, um sich für längere Zeit auf eine Sache konzentrieren zu können. Oder sie möchten ganz einfach den Zeitdieben im Web etwas entgegensetzen.
Voraussetzung für eine solche Verhaltensänderung ist es jedoch, die eigenen Routinen und Gewohnheiten erst einmal aufzudecken, damit man sie dann bewusst durchbrechen kann. Verschiedene Programme für Windows und OS/X helfen dabei: Sie zeichnen im Hintergrund auf, wie viel Zeit man mit welchen Programmen oder auf welchen Websites verbringt. Ein solches Programm ist beispielsweise RescueTime, das es auch als kostenlose Light-Version gibt und das auf Mac, Windows, Linux und Android läuft.
Sehr praktisch sind Programme, die im Hintergrund einen Timer laufen lassen und dann z.B. alle 20 Minuten einen Ton abspielen und eine Dialogbox einblenden. Diese sind eigentlich für die sogenannte Pomodoro-Technik als Produktivitätstool gedacht, helfen einem aber auch, sich selbst daran zu erinnern, dass man schon wieder 20 Minuten mit Surfen und Facebook verbracht hat. Das bewusst zu erkennen ist der wichtigste Schritt, um diese Gewohnheit in den Griff zu bekommen. Das Tool Vitamin-R für den Mac hat den zusätzlichen Vorteil, dass man eine gleichförmige Endlos-Geräuschkulisse im Hintergrund laufen lassen kann, was bei vielen Menschen die Konzentration unterstützt.
Es gibt aber viele andere Pomodoro-Timer für alle Betriebssysteme, und notfalls tut es auch ein Küchentimer oder eine Smartphone-App. Nur nutzen muss man sie: 20 oder 30 Minuten einstellen und nach Ablauf dieser Zeitspanne, die man mit Surfen oder einem Facebook-Tratsch verbracht hat, sich wieder den wichtigen Aufgaben zuwenden.
Andere Programme wiederum können so konfiguriert werden, dass das Internet zu bestimmten Zeiten gesperrt wird oder nur bestimmte Seiten und Programme aufgerufen werden können, die auf einer Whitelist stehen. Dann gibt es zwischen 14 und 16 Uhr kein Facebook, kein Twitter und keine Spiele. Das kostenlose Tool SelfControl für Mac beispielsweise blockiert gezielt bestimmte Internetverbindungen, der Nutzer kann genau festlegen, was wann geblockt werden soll. Für Windows gibt es mit SelfRestraint und Cold Turkey ähnliche Programme.
Die Software F.lux, erhältlich für Mac, Windows und Linux, verändert abhängig von der Tageszeit die Farbtemperatur des Bildschirms. Die Funktion hört sich erst mal nicht sehr spannend an, aber wer abends lange am Computer sitzt statt ins Bett zu gehen, der wird durch den strahlenden Bildschirm künstlich wachgehalten – vor allem, wenn dieser eher auf einen kalten, bläulichen Farbton eingestellt ist. F.lux simuliert quasi den Sonnenuntergang und verschiebt den Farbton graduell über gelblich nach warm-rot. Auf einen rötlichen Farbton reagiert der Körper aber eher mit Müdigkeit, so dass man den Rechner früher ausschaltet und dann auch schneller einschläft. (Deshalb sollte man auch eher Sepiatöne oder den Nachtmodus einstellen, wenn man im Bett noch am Tablet liest.)
Natürlich muss man nicht gleich zu solch drastischen Maßnahmen greifen: Beim Smartphone ist ein erster, wichtiger Schritt, die Benachrichtigungszentrale so zu konfigurieren, dass wirklich nur notwendige Infos durchkommen und diese, bis auf wenige Ausnahmen, auch nur stumm signalisiert werden. Auch gibt es meist einen Nicht-stören-Modus, der sich manuell, aber auch zeitgesteuert aktivieren lässt. Keine Benachrichtungen mehr zwischen 21 und 7 Uhr!
Weitere Möglichkeiten bei Smartphones und Tablets: Stummschalter, Flugmodus und auch mal Ausschalter. Und schließlich: Zeitfresser identifizieren und ggf. die entsprechende App oder das Programm deinstallieren.
Am Notebook oder PC kann man sich auch unterschiedliche Profile für unterschiedliche Aufgaben einrichten: Freizeit, Arbeit, Arbeit still. Dazu drei Nutzer anlegen und jeweils nur die Programme installieren, die wirklich gebraucht werden. „Arbeit still“ verzichtet dann auch auf ein eingerichtetes Mailprogramm und nutzt die oben erwähnten Whitelist/Blacklist-Möglichkeiten, um zu verhindern, dass man überhaupt auf Facebook, das Lieblingsforum oder irgendwelche Shop- und Newsseiten surfen kann, wohl aber auf Wikipedia, Google und Co, die man ggf. für die Arbeit braucht.
Und noch ein praktischer Tipp: Wer ein Tablet hat, sollte manche Arbeiten darauf verlagern, wenn die benötigte Software dies erlaubt. Auf dem Desktop ist es viel leichter, schnell mal ins Mailprogramm zu schauen, fünf Tabs im Browser offen zu haben und sich dadurch ablenken zu lassen, dass man alles parallel im Auge behält. Auf den Tablets hat man eine relativ ablenkungsarme Oberfläche, die die laufende Anwendung in den Vordergrund rückt. Wenn man dann noch den Nicht-stören-Modus aktiviert, kann man mehr in weniger Zeit erledigen.