Ergonomisch Autofahren
40 Prozent aller AutofahrerInnen sitzen täglich mehr als anderthalb Stunden hinter dem Lenkrad, häufig berufsbedingt auf dem Weg zum Arbeitsplatz, zu Kunden oder auch schlicht im Stau. Der Rücken bleibt dabei oftmals auf der Strecke.
Rückenleiden – oft ein Zeichen falschen Sitzens
Die Liste an Rückenleiden bei AutofahrerInnen ist lang: Schmerzen in Rücken, Nacken, Schultern und Kopf, Verspannungen, Schwierigkeiten mit der Konzentration bis hin zu ernsthaften Beschwerden wie beispielsweise Bandscheibenvorfällen. Der Bewegungsstudie der deutschen Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 zufolge leidet in Deutschland jede/r Dritte ständig oder oft unter Rückenschmerzen. Begünstigt werden diese durch langanhaltende Fehlbelastung: Durch monotones Sitzen lastet hoher Druck auf der Wirbelsäule, wodurch Rückenmuskeln und Bandscheiben in Mitleidenschaft gezogen werden.
Ergonomische Sitzhaltung schont den Rücken
Richtiges, ergonomisches Sitzen hingegen bedeutet: Nicht der Körper muss sich dem Sitz anpassen, sondern andersherum. Der Autositz sollte den individuellen Bedürfnissen von FahrerIn oder BeifahrerIn gerecht werden. Zu den Mindestanforderungen an solche Sitze gehören laut der Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V.:
- eine feste Grundstruktur, welche die natürliche Form der Wirbelsäule wiedergibt,
- eine ausreichende Bemaßung und Verstellwege,
- eine verstellbare Sitzhöhe, Sitzneigung und Länge der Sitzfläche,
- eine optimal justierbare Kopfstütze,
- eine 4-Wege-Lordosestütze
- und während der Fahrt gut erreichbare Bedienelemente.
Einige Hersteller haben sich der Herausforderung angenommen und verbauen ergonomische Sitze auch zur Nachrüstung. Immer aber kommt es auf die richtige Einstellung an. Der beste Autositz nützt wenig, wenn dieser vom Nutzer, der Nutzerin falsch eingestellt wird. Ein Autositz, der zwar viele individuelle Einstellmöglichkeiten bietet, jedoch falsch justiert wird, verliert schnell seine rückenfreundliche Wirkung.
So stellen Sie Ihren Autositz optimal ein
- Mit dem Gesäß bis an die Sitzlehne rutschen und den Sitz so einstellen, dass die Beine bei durchgetretenen Pedalen leicht angewinkelt sind.
- Die Rückenlehne so neigen, dass das Lenkrad mit leicht angewinkelten Armen erreichbar ist (im Winkel von circa 110 Grad) und der Schulterkontakt zur Lehne auch bei Lenkbewegungen erhalten bleibt.
- So hoch wie möglich sitzen – zwischen Kopf und Dachhimmel sollte noch eine Handbreit Platz sein.
- Die Sitzflächenneigung so einstellen, dass die Oberschenkel locker auf der Sitzfläche aufliegen und die Pedale ohne großen Kraftaufwand durchgetreten werden können.
- Die Sitzflächenlänge so einstellen, dass zwischen Kniekehle und Sitzvorderkante zwei bis drei Fingerbreit Freiraum vorhanden sind.
- Die Kopfstütze so justieren, dass zwar der Kopf geschützt, der Nacken jedoch nicht gestützt wird. Ideal: Oberkante Kopfstütze = Oberkante Kopf. Bei einem Heckaufprall kann eine zu tief eingestellte Kopfstütze schwerste Kopf- und Halswirbelverletzungen hervorrufen.
- Verstellbare Seitenwangen sollten am Körper anliegen ohne einzuengen.
- Die Lordosenstütze unterstützt die natürliche Form der Lendenwirbelsäule: Der wichtigste Abstützbereich ist der des Beckens (Gürtellinie) – daher die Anpassung immer von unten nach oben durchführen.
Gerade auch bei Firmen- und Mietwagen sollten Sie vor Antritt der Fahrt immer daran denken, den Sitz auf Ihre Bedürfnisse einzustellen – nicht nur als FahrerIn, sondern wo möglich auch als BeifahrerIn. Ihr Rücken wird es Ihnen danken.
(Quelle: Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V.)