Ein Tag der Stille
Im Winter fällt es manchmal auf: Wenn der Schnee kurzzeitig den Verkehr lahmlegt, überfällt eine eigenartige Stille die Stadt. Einzig der Schnee fällt – leise, unhörbar. Dann merken wir für einen Moment, dass etwas anders ist.
Aber normalerweise sind wir umgeben von Alltagslärm, vom plärrenden Radio, vom ständig laufenden TV, von den Hintergrundgeräuschen im Büro und dem ewig lärmenden Verkehr.
Wie wäre es mal mit einem selbstverordneten Tag der Ruhe und Stille? Kein Radio, kein Fernsehen, keine Musik. Keine unnötigen Gespräche. Nehmen Sie Ihre Mahlzeiten schweigend ein, bereiten Sie sie schweigend zu. Im Büro wird sich ein Tag der Stille kaum umsetzen lassen – nehmen Sie sich also das Wochenende. Und vereinbaren Sie doch mit der ganzen Familie, dass heute nicht gesprochen wird.
Mancher geht für eine solche Erfahrung ins Kloster. Aber Sie werden feststellen, dass Sie dies im Kleinen auch selbst inszenieren können. Und wenn Sie sich mit der ungewohnten Stille arrangiert haben, dann werden Sie auch feststellen, wie hilfreich und heilsam sie sein kann. Der Fokus liegt plötzlich auf anderen Dingen, Ablenkungen sind nicht vorhanden, plötzlich werden andere Dinge bedeutsam: Lesen, eine Kerzenflamme beobachten, vor dem Kamin meditieren.
Und man hört plötzlich auf sich selbst, die eigene Atmung, man spürt die Hektik oder Ruhe der eigenen Bewegungen. Haben Sie mal versucht, Geschirr abzuwaschen ohne lautes Klappern und sonstige Geräusche? Versuchen Sie es!
Gemeinsam schweigen kann eine ganz neue Erfahrung sein. Die Ruhe sorgt für Erholung. Und die hohe Kunst erlebt mancher dann, wenn ein solcher Tag in Stille gemeinsam mit dem Partner, der Partnerin oder der Familie verbracht wird und man sich „blind“ versteht.
Wer die Kraft der Stille für sich entdeckt, der wird auch im Alltag versuchen, kleine Inseln der Ruhe zu schaffen. 15 Minuten am Arbeitsplatz ganz für sich und ohne Störungen können manchmal nicht nur erholsam sein, sondern den Blick schärfen und die Konzentration fördern.