Diskutieren statt streiten
Viele Gespräche scheitern nicht an den Fakten, sondern am Umgang miteinander. Argumente zählen nicht mehr, jeder besteht nur noch darauf, Recht zu behalten und nicht als Verlierer vom Platz zu gehen.
Kennen Sie das? Mit manchen Mitmenschen kann man einfach nicht diskutieren. Da beharrt jeder auf seiner Meinung; Streit und Stillstand statt sinnvoller Gedankenaustausch ist vorprogrammiert!
Im Job ist eine solche Situation besonders heikel, zumal sie durch die Hierarchie und das eigene Karrierestreben verschärft werden kann. Vor allem aber leidet das Arbeitsergebnis – und damit ist letztlich allen geschadet.
Führungskräfte sind daher in besonderem Maße gefordert, nicht nur in der Sache, sondern auch im Umgang mit KollegInnen und MitarbeiterInnen Fingerspitzengefühl in Gesprächen und Diskussionen zu zeigen. Besonders wichtig ist es dabei, dem Gegenüber das Gefühl zu geben, Gehör zu finden und ernst genommen zu werden.
Reagieren Sie also nicht mit Abwehr und Unverständnis auf Einwände, sondern geben Sie Ihrem Gegenüber die Möglichkeit, seine Einwände in Worte zu fassen. Bleiben Sie ruhig und seien Sie bemüht, alle unsachlichen Einwürfe durch verständnisvolles Nachfragen auf die Sachebene herunterzubrechen.
Eine gute Möglichkeit, das Gegenüber aktiv einzubinden, bietet eine konkrete Frage wie: „Was, denken Sie, sollten wir anders machen?“ oder auch „Was würden Sie konkret anders machen?“ Allein diese Fragestellung ermöglicht es dem Gegenüber, seine Meinung kundzutun, anstatt sie in sich hineinzufressen. Sie zwingt aber zugleich auch zu Konstruktivismus und Rationalität.
Bleiben konkrete, sachliche Argumente aus, so können Sie gezielt und höflich nachhaken: „Erzählen Sie mir bitte zuerst, was funktioniert und was nicht.“ Wichtig ist hier auch das Bitte-Danke-Spiel – es gibt dem Gegenüber das Gefühl, respektvoll behandelt zu werden und nimmt so der Aggression den Wind aus den Segeln.
Kanzeln Sie Einwände nicht einfach ab, sondern versuchen Sie, die unterschiedlichen Sichtweisen zu verbinden: „Sie haben vermutlich Recht, man könnte es aber auch so sehen“, „Lassen Sie uns die Sache einmal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten“.
Immer wieder geschieht es auch, dass Dritte vorgeschoben werden, wenn es um die Begründung einer Meinung geht. Solchen Pseudoargumenten können Sie nichts entgegensetzen. Wichtig ist es daher, das Gespräch zurück auf die persönliche Einschätzung zurückzufühlen: „Bitte beschreiben Sie mir nicht einfach, was XY darüber denkt – ich bin interessiert daran, was Sie davon halten.“
Durch eine bewusste Gesprächsführung und das Zurücknehmen der eigenen Befindlichkeiten kann so zurück zu einer gepflegten Diskussionskultur gefunden werden. Sie müssen sich nur trauen – und ruhig bleiben.