Die Macht der Gewohnheit
“Das haben wir schon immer so gemacht!” Wer hat dieses Killerargument wohl noch nicht gehört? Doch warum sind wir eigentlich so empfänglich für Routinen und Gewohnheiten, obwohl uns durchaus bewusst ist, dass sich die Welt um uns herum immer schneller verändert?
Routinen und Gewohnheiten helfen uns, unseren Tagesablauf zu meistern. Sie sind eine clevere Methode, damit unser Gehirn Energie spart. Ohne Routinen und eingespielte Abläufe müssten wir viel mehr aktive Entscheidungen im Alltag treffen und würden laufend in scheinbar unkalkulierbare Risiken hineinlaufen. Deshalb überlegen wir uns nicht jeden Tag komplett aufs Neue, was wir zum Frühstück essen wollen, sondern haben entweder unser festes Ritual oder wählen ohne nachzudenken aus einer von wenigen, risikolosen und bekannten Alternativen.
Viele Routinen basieren auf festgelegten Auslösern (Triggern) und laufen dann automatisch ab, ohne darüber nachzudenken. Am Ende steht idealerweise eine Form von Belohnung. Das kann der erfrischende Geschmack der Zahnpasta ebenso sein wie der leere Schreibtisch oder der abgehakte Punkt auf der To-do-Liste.
Das Problem ist, dass sich unter Umständen (gerade im beruflichen Alltag) die Umstände verändern, Gewohnheiten aber gleich bleiben. Das führt zu Ineffizienz und Reibungsverlusten. Wer seine eigene Produktivität oder die der eigenen Abteilung steigern will, muss daher die Gewohnheiten aufdecken und das hinterfragen, was “schon immer” so gemacht wurde.
Um allerdings Missstände nicht nur aufzudecken, sondern auch Veränderungen einzuleiten, reicht es nicht, das Problem zu erkennen und zu ächten. Routinen sind hartnäckig und lassen sich nicht “per Dekret” aufbrechen. Auch hier schlägt wieder der Automatismus zu: Die Routine läuft ohne bewusste Interaktion ab, sobald der Auslöser greift. Um eine Gewohnheit zu durchbrechen, muss man sie daher durch eine andere ersetzen und den Auslöser quasi “umprogrammieren”. Dazu braucht es entweder eine Krise, die klar vor Augen führt, wie die bestehende Routine versagt, oder einen bewussten und regelmäßig kontrollierten Umlernprozess.
Eine Routine durch eine andere zu ersetzen, bedeutet daher harte Arbeit und eisernen Willen. Vor allem aber setzt dies Einsicht, regelmäßige Übung und Kontrolle sowie – ganz wichtig – eine starke Belohnung voraus, die die neue Gewohnheit bietet. Diese Belohnung muss stärker sein als die der alten Routine. Im Bereich der Personalführung wird dem Belohnungsaspekt jedoch häufig zu wenig Beachtung geschenkt – mit der Folge, dass die Betroffenen die neuen Vorgaben als Strafmaßnahme betrachten und eben nicht in ihren Alltag übernehmen.