Deutschland: Druck auf Krankenhäuser zur Senkung der Sachkosten nimmt zu
Der Kostendruck auf Krankenhäuser in Deutschland wird in den kommenden Jahren steigen. Hintergrund ist das Krankenhausstrukturgesetz, dessen Auswirkungen jetzt spürbar werden. Da Sachkosten in den vergangenen Jahren neben den Personalkosten die größten Kostentreiber waren, sollten Krankenhäuser ihren Einkauf optimieren, um Einsparpotenziale zu realisieren. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie zur Entwicklung der Sachkosten in Krankenhäusern der Unternehmensberatung INVERTO.
INVERTO hat die Entwicklung der Krankenhauskosten analysiert und dabei nach Bettenanzahl sowie nach Trägerschaft – öffentlich oder privat – verglichen. Es zeigt sich, dass große Häuser mit über 1.000 Betten höhere Sachkosten pro Bett haben als mittlere (500 bis 1.000 Betten) und kleine (unter 500 Betten) Kliniken. Hintergrund ist, dass große Krankenhäuser komplexere und mehr verschiedene Fälle betreuen und daher einen höheren Bedarf an Sachmitteln haben. Jedoch sind die Sachkosten in großen Häusern seit 2009 nur um 4 Prozent gestiegen, während kleine und mittlere Betriebe inzwischen 18 beziehungsweise 19 Prozent mehr investieren müssen.
Privat geführte Häuser wirtschaften effizienter als öffentliche: Sie geben rund 25 Prozent weniger für Sachmittel je Bett aus als öffentliche Institutionen. Auch gelang es ihnen, den Sachkostenanteil in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um weitere zwei Prozent zu senken, während er bei öffentlichen Häusern um sieben Prozent stieg. Private Krankenhäuser agieren anscheinend nicht nur bei der Bündelung der Bedarfe, sondern auch bei der Standardisierung der einzukaufenden Produkte sowie bei der Auswahl der Lieferanten kostenbewusster.
Neue Bemessungsgrundlage erhöht den Druck auf Krankenhäuser
Seit 2002 stiegen die Sachkosten insgesamt um 86 Prozent. Die Personalkosten erhöhten sich im gleichen Zeitraum um 54 Prozent, wuchsen also deutlich schwächer. Dennoch sind die Gehälter der Mitarbeiter der weitaus größte Posten in den Büchern der Krankenhäuser. Hier setzt das Krankenhausstrukturgesetz an: Es bewertet für die Fallpauschalen die Sachkosten geringer und setzt die Pflegekosten höher an. Zugleich werden erstmals private Krankenhäuser in die Bemessungsgrundlage für die Vergütung der Standardfälle einbezogen. Beide Vorgaben gemeinsam bewirken, dass Krankenhäuser ihre Ausgaben für Sachmittel auf den Prüfstand stellen und Einsparpotenziale finden müssen, um künftig kostendeckend arbeiten zu können.
England: Zentraler Einkauf durch NHS
Einen neuen Lösungsweg zur Sachkostensenkung hat das englische Gesundheitswesen beschritten. Dort hat der National Health Service 2016 begonnen, Sachmittel zentral zu erwerben und sie den Krankenhäusern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, künftig die gesamte Beschaffung über den National Health Service zu organisieren und durch die Bündelung der Bedarfe günstiger zu beschaffen. Für die einzelnen Krankenhäuser sollen die Sachkosten dadurch sinken. Ob das für das englische Gesundheitswesen insgesamt erreicht werden kann, lässt sich jedoch erst in einigen Jahren feststellen.
Die INVERTO Studie zur Entwicklung der Sachkosten in Krankenhäusern
Die Studie zur Entwicklung der Sachkosten basiert auf der Analyse von Geschäftsberichten aus 171 deutschen und 186 englischen Krankenhäusern. Untersucht wurde, inwiefern sich Bettenanzahl sowie Organisationsform (privat oder öffentlich) auf die Höhe der Sachkosten und ihre Entwicklung auswirken. Ferner wurden gesetzliche Neuregelungen in die Prognose einbezogen. Bei der aktuellen Untersuchung handelt es sich um die Fortschreibung einer Studie von 2014. Die vollständigen Ergebnisse der Studie stehen hier zum Download zur Verfügung: https://www.inverto.com/publikationen/sachkosten-im-krankenhaus/.
(Quelle: ots / INVERTO GmbH)