Bin ich faul? Unfähig? Oder einfach nur schlecht organisiert?
Der innere Schweinehund: Jeder kennt ihn. Und den meisten macht er ein schlechtes Gewissen. Man hätte so viel zu tun, und doch ertappt man sich dabei, sich mal wieder selbst abzulenken, zum x-ten Mal Mails oder Webseiten zu checken oder einfach Löcher in die Luft zu starren. Dabei wollten wir doch produktiv sein, gerade heute. Und auch schon gestern. Und vorgestern. Und trotzdem türmt sich die Arbeit. Oder gerade deswegen.
Wir alle haben einen gewissen Widerstand in uns, wenn es um Produktivität geht. Vielleicht kennen Sie das:
- „Das Projekt ist so groß, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.“
- „Ich habe so viel zu tun, da weiß ich gar nicht, womit ich anfangen soll.“
- „Ich stecke mitten in der Arbeit, weiß aber gar nicht genau, wie ich jetzt weitermachen soll.“
Das riecht nach Überforderung. Aber solche Sätze sind in Wirklichkeit oft ein Zeichen dafür, dass die Organisation nicht funktioniert. Vielleicht haben Sie das Ziel des Vorhabens nicht richtig verinnerlicht, wissen gar nicht so genau, was von Ihnen erwartet wird (oder was Sie von sich erwarten), es fehlen Informationen, Hilfsmittel oder Vorgaben. Manchmal weiß man gar nicht, wann eine Aufgabe tatsächlich abgeschlossen werden kann, und arbeitet sich ab, etwas besonders gut zu machen … und dann merkt es nachher niemand. Auch das frustriert und nimmt die Motivation für künftige Aufgaben.
Viele Aufgaben kann man besser organisieren und so einfacher zum Ziel kommen. Der wichtigste Aspekt dabei: Nehmen Sie sich zu Beginn Zeit, die Aufgabe zu durchdenken und die Vorgehensweise zu planen. Dazu gehört auch, dass Sie wissen, wann Sie die Aufgabe als abgeschlossen ansehen können, dass Sie sich alle benötigten Informationen und Hilfsmittel vor Beginn der eigentlichen Arbeit zurechtlegen und offene Fragen vorab klären sowie fehlende Informationen einholen.
Aber schlechte Organisation ist manchmal auch nur ein Vorwand:
- „Es interessiert sich doch eh keiner für meine Arbeit.“
- „Ich weiß gar nicht, wofür das gut ist.“
- „Warum soll ich das jetzt machen? Da gäbe es wahrlich Wichtigeres.“
- „Das ist eh bis zur Deadline (bzw. mit den vorhandenen Ressourcen) nicht sinnvoll zu schaffen.“
- „Die Aufgabe nervt einfach nur. Und sie zieht sich wie Kaugummi.“
Wenn Sie solche Gedanken kennen, dann sollten Sie Ihre innere Einstellung zum Vorhaben hinterfragen. Vielleicht sind Sie häufig mit Aufgaben bedacht, deren Bewältigung scheinbar keinen interessiert. Es fehlt das Feedback, Sie sehen keinen Sinn in dem Vorhaben und es gibt keinerlei „Belohnung“ für die Erledigung. Vielleicht blockiert Sie mental auch der Gedanke an die Aufgaben, die danach auf Sie zukommen könnten: Wenn es nur immer noch schlimmer kommt, mag unser Unterbewusstsein irgendwann nicht mehr.
Hier können Sie aus dem Dilemma finden, indem Sie sich selbst kleine Belohnungen für die Erledigung unangenehmer Aufgaben gönnen. Lassen Sie zudem unangenehme Aufgaben nicht zu lange anstehen, denn Ihr Unterbewusstsein beschäftigt sich trotzdem damit, auch wenn Sie vermeintlich nicht daran denken. Wechseln Sie stattdessen angenehmere und unangenehmere Aufgaben ab!
Besonders demotivierend sind in diesem Zusammenhang Tasks, die wir lange vor uns her schieben und die sich dann entweder in Luft auflösen („wie gut, dass ich gewartet habe“) oder deren Ergebnis nach Fertigstellung niemanden interessiert („da hätte ich es auch bleiben lassen können“). Beides suggeriert unserem Unterbewusstsein, dass Warten besser ist als Umsetzen, und schon schieben wir die nächste Aufgabe vor uns her.
Die gute Nachricht ist: Unfähigkeit oder Inkompetenz ist in den seltensten Fällen der wahre Grund dafür, dass wir Aufgaben vor uns her schieben. Und Faulheit ist uns nicht angeboren, sondern nur die Folge anderer Probleme, die wir mit der Aufgabe haben. Wenn Sie sich dabei erwischen, mal wieder zu prokrastinieren, dann stellen Sie sich ganz gezielt die Frage:
Warum erledige ich gerade die Aufgabe nicht, die ich eigentlich abarbeiten sollte?
Und dann hören Sie genau auf Ihre innere Stimme. Die sagt Ihnen nämlich sehr genau, was der Grund ist. Nur haben die meisten von uns verlernt, darauf zu achten und entsprechend zu handeln.