Atradius: Zahlungsmoral in Österreichs Firmengeschäft verschlechtert sich
Im österreichischen Firmengeschäft hat sich das Zahlungsverhalten in den vergangenen zwölf Monaten erheblich verschlechtert. Das geht aus dem aktuellen Zahlungsmoralbarometer Westeuropa des internationalen Kreditversicherers Atradius hervor.
Demnach stieg der Anteil der österreichischen Firmen, die von Zahlungsverzögerungen ihrer in- und ausländischen Kunden betroffen waren, von 91,5 % (Vorjahresbefragung) auf aktuell 95 % an. Auch das Volumen zu spät bezahlter Forderungen erhöhte sich und lag bei allen österreichischen Befragten bei zuletzt 42 %. Der Großteil der Studienteilnehmer berichtete von spürbaren Folgen für ihr Geschäft infolge säumiger Kunden.
Besonders auffällig ist die gesunkene Zahlungsmoral bei Firmengeschäften innerhalb Österreichs: Jedes von Atradius in Österreich befragte Unternehmen berichtete, im Studienzeitraum mindestens einmal von einem Abnehmer im Inland zu spät bezahlt worden zu sein.
„Die Verschlechterung des Zahlungsverhaltens spiegelt die angespannte Liquiditätssituation von zahlreichen Unternehmen in Österreich wider“, sagt KR Franz Maier, Generaldirektor Österreich, Ungarn und Südosteuropa von Atradius. „Viele Abnehmer versuchen, ihre finanzielle Lage auf Kosten der Lieferanten zu verbessern, indem sie Zahlungen hinauszögern. Das wiederum belastet die Liquidität auf Lieferantenseite.“
Lieferanten reagieren auf sinkende Zahlungsmoral
Viele Lieferanten reagieren auf die sinkende Zahlungsmoral ihrer Abnehmer mit einer restriktiveren Vergabe von Lieferantenkrediten und verschärfen ihre Maßnahmen bei der Eintreibung ihrer Forderungen.
In der aktuellen Atradius-Studie lag das durchschnittliche Zahlungsziel im österreichischen Inlandsgeschäft bei 23 Tagen, zwei Tage weniger als in der Vorjahresbefragung. Die Außenstandstage (Days Sales Outstanding) von Österreichs Firmen sind in der aktuellen Studie das dritte Mal infolge auf durchschnittlich 32 Tage gesunken.
Somit beeinträchtigen säumige Kunde weiterhin das Geschäft von B2B-Unternehmen in Österreich. Nur 38 % der Studienteilnehmer im Land berichteten, dass verspätete Zahlungen in den vergangenen zwölf Monaten keine Auswirkungen auf ihr Geschäft hatten – so wenige wie in keinem anderen von Atradius analysierten Markt in Westeuropa.
20 % der befragten österreichischen Firmen gaben an, besonderen Aufwand zur Korrektur ihres Cashflows infolge verspäteter Zahlungseingänge betreiben zu müssen. 23 % benötigten infolge überfälliger Außenstände gar zusätzliche Finanzierungsmittel.
Sorge wegen US-Protektionismus
Für die aktuelle Studie wollte Atradius von den Teilnehmern auch wissen, welches Risiko sie als das derzeit größte für ihr Geschäft erachten. Die meisten österreichischen Unternehmen (40 %) gaben hierbei eine Eskalation des internationalen Handelsstreits infolge des US-Protektionismus an. Für 22 % wäre eine fehlgeleitete Geldpolitik der US-Notenbank Fed am bedrohlichsten.
„Die Verunsicherung der österreichischen Firmen über die US-Handelspolitik rührt nicht nur daher, dass die Vereinigten Staaten der zweitgrößte Exportmarkt unserer Wirtschaft sind, sondern auch, weil davon weitere wichtige Handelsketten für unser Land betroffen sind“, erläutert KR Franz Maier. „So würde ein Handelskrieg auch die deutsche Wirtschaft treffen – den mit Abstand größten Abnehmer unserer Exporte.“
Das aktuelle Atradius-Zahlungsmoralbarometer für Westeuropa
Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften und Inkassodienstleistungen mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Mit seinem Zahlungsmoralbarometer für Westeuropa erhebt Atradius jedes Jahr Informationen über das Zahlungsverhalten im Firmengeschäft in 13 Ländern. Für die aktuelle Ausgabe wurden rund 3.000 Unternehmen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien zu den Zahlungserfahrungen und -erwartungen sowie Maßnahmen im Forderungsmanagement mit ihren Kunden im In- und Ausland befragt. Die komplette Studie kann hier (ohne Registrierung) heruntergeladen werden.
(Quelle: ots / Atradius)