Akustische Cookies
Nicht erst seit dem Inkrafttreten der DSGVO liest man viel über Datenschutz und Tracking mittels Cookies im Webbrowser. Aber wussten Sie, dass Unternehmen Sie auch akustisch tracken können? Dabei kommen für den Menschen unhörbare Signale zum Einsatz, die jedoch von Geräten mit aktiviertem Mikrofon empfangen (und über Lautsprecher auch gesendet) werden können. Es handelt sich um eine Form der M2M-Kommunikation (Machine-to-Machine).
2017 wurde an der TU Braunschweig eine Studie (PDF) veröffentlicht, in der beschrieben wird, wie NutzerInnen auf diese Weise akustisch ausspioniert werden. Im Rahmen der Untersuchung wurden 1.320.822 Apps untersucht und bei 234 davon wurden entsprechende Funktionen gefunden. Einige der betroffenen Apps wurden millionenfach heruntergeladen. An der Fachhochschule St. Pölten wurde kürzlich unter dem Namen SoniControl eine App für Android-Smartphones vorgestellt, die einen Schutz gegen akustische Cookies bieten soll.
Grundlage des akustischen Trackings ist dabei nicht, dass Ihre Gespräche aufgezeichnet werden, sondern es können beispielsweise in Werbespots eingebettete, unhörbare Ultraschallsignale genutzt werden, um Ihre Fernsehgewohnheiten auszuwerten, während Sie ein auf den ersten Blick harmloses Spiel auf Ihrem Smartphone spielen.
Auch im Marketing kommen derartige akustische Cookies zum Einsatz, um das sogenannte Near-Field-Marketing zu optimieren oder z.B. Kundenwege durch einen Supermarkt auszuwerten. An verschiedenen Stellen im Markt werden dazu Lautsprecher aufgestellt, die solche akustischen, aber für die MarktbesucherInnen unhörbaren Cookies aussenden – so lässt sich der Standort und der Weg eines empfangenden Geräts durch den Markt verfolgen. Sind Sie sicher, dass die tolle Kunden-App, die Sie beim Gang durch den Markt geöffnet haben, Ihre Schritte nicht überwacht?
Aber es muss gar nicht das Smartphone sein: Prinzipiell kann auch der Einkaufswagen präpariert werden – sei es als Sender oder Empfänger.
Natürlich sind nicht nur Überwachung und Marketing Einsatzgebiete akustischer Cookies – manche bieten handfeste Vorteile für NutzerInnen. So können Geräte wie Streaming-Sticks oder drahtlose Lautsprecher bei Annäherung mithilfe einer geeigneten App ein automatisches Pairing initiieren. Damit entfällt die manuelle Auswahl des richtigen Netzwerks und das lästige Eingeben von Passwörtern. Auch andere Komfortfunktionen lassen sich durch akustische Cookies realisieren. So bieten verschiedene Apps an, Daten über solche Technologien mit Bekannten in unmittelbarer Nähe zu teilen – ganz ohne sonst notwendige Internetverbindung oder komplexe Peer-to-Peer-Verbindungen.
Als NutzerIn moderner Geräte sollte die Existenz akustischer Cookies und deren Einsatz in der Praxis uns daran erinnern, dass wir von Lautsprechern und Mikrofonen umgeben sind und nicht immer sicher sein können, dass sie nichts tun, auch wenn wir davon gar nichts mitbekommen.