Industrieklebstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
In Niederösterreich wurde ein Forschungsprojekt gestartet, das den Bereich der Industrieklebstoffe grundlegend verändern könnte: Konkret soll ein Prozess entwickelt werden, um aus Kartoffel-, Mais- oder auch Weizenstärke biobasierte, umweltfreundliche Klebstoffe zu erzeugen, die zum Beispiel im Baubereich oder auch bei der Spanplattenproduktion Verwendung finden.
Das Projekt wird im Rahmen des niederösterreichischen FTI-Programms gefördert. „Im FTI-Themenfeld ‚nachwachsende Rohstoffe‘ legen wir den Fokus auf die Entwicklung innovativer Einsatzmöglichkeiten für die Wirtschaft. Im Kooperationsprojekt ‚BioSet‘ wird hier in einem zukunftsträchtigen und spannenden Bereich wichtige Grundlagenforschung betrieben“, sind sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Wirtschafts- und Technologie-Landesrätin Petra Bohuslav einig.
„Als traditionelles Agrar- und Waldland kann Niederösterreich in diesem Bereich eine Vorreiterrolle übernehmen. Unser Land hat sowohl die Rohstoffe als auch die notwendige Infrastruktur für die Verarbeitung. Die Unterstützung der Forschungsaktivitäten im Projekt ‚BioSet‘ ist daher eine sinnvolle und gewinnbringende Investition in die Zukunft“, erläutert die Landeshauptfrau.
Projektpartner sind das IFA Tulln, das Kompetenzzentrum Holz (Wood K plus) und die TU Wien. „Weiters arbeiten mit Metadynea, Murexin und der Agrana drei niederösterreichische Leitbetriebe aktiv am Projekt. Hier zeigt sich die Bedeutung des Themas“, so Bohuslav, die auch an das wirtschaftliche Potenzial erinnert.
Im Mittelpunkt von „BioSet“, das vom IFA Tulln (Professor Georg Gübitz) koordiniert wird, steht der Rohstoff Stärke. „Dabei setzen wir auf nachhaltige und umweltschonende Veredelungsprozesse, daher ist das Projekt ‚BioSet‘ für uns auch so attraktiv“, so Martin Kozich von Agrana.
Im Rahmen des Projekts sollen mit Hilfe von Enzymen ein Prozess entwickelt werden, der die Stärke für weitere Anwendungsfelder in der Klebstoffindustrie erschließt. Eine mögliche Anwendung bringt der Betrieb Metadynea mit Sitz in Krems in das Projekt ein. Wolfgang Kantner, Leiter der F&E-Abteilung von Metadynea, sagt dazu: „Am Standort Krems legen wir seit vielen Jahren ein erhöhtes Augenmerk auf niedrige Formaldehyd-Emissionen aus Produkten, die mit unseren Harz- und Leimsystemen hergestellt werden. So können wir die Emissionen bereits jetzt auf das Niveau von Naturholz reduzieren.“
So könnten modifizierte Stärken eventuell Holzleime in Spanplatten ersetzen und damit ein vollständig biobasiertes Produkt ermöglichen. Am ecoplus Technopol Tulln forscht Hendrikus van Herwijnen seit einigen Jahren an biobasierten Alternativen für Klebstoffe. „Klebstoffe sind auch Kunststoffe“, sagt der Leiter des Bereichs neue Klebstofftechnologien, „und sie sind in ihren Produktionsmengen nicht zu unterschätzen. Mit einem vollständig biobasierten Holzverbundbauteil kann Niederösterreich die nachwachsenden Ressourcen aus der Land- und Forstwirtschaft nutzen.“
Ein weiteres Anwendungsfeld bringt der Betrieb Murexin mit Sitz in Wiener Neustadt in das Projekt ein. Murexin ist bei Spezialklebstoffen für den Baubereich einer der Marktführer in Mittel- und Osteuropa. Rudolf Jedlicka, F&E Leiter bei Murexin, meint dazu: „Im Baubereich sind die Anforderungsprofile für Klebstoffe in unterschiedlichsten Anwendungen sehr vielfältig. Daher könnte speziell die Kombination von Stärke mit Lignin für einige wesentliche Klebeanwendungen die Chance bieten, zukünftig nachwachsende Rohstoffe als Klebstoffe einzusetzen.“
Zentrum der Forschungsarbeit wird der ecoplus Technopolstandort in Tulln sein. Am Technopol Tulln beschäftigen sich rund 1.000 Forscherinnen und Forscher mit den Themen natürliche Ressourcen und biobasierte Technologien. „Im Forschungsprojekt ‚BioSet‘ ist die enge Vernetzung zwischen unseren Technopolen und den ecoplus Clustern ein wichtiger Erfolgsfaktor. Hier bestätigt sich einmal mehr der Cluster-Leitspruch ‚Innovation durch Kooperation‘“, freut sich ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki.
(Quelle: ots / Amt der Niederösterreichischen Landesregierung; Bild von tuku auf Pixabay)