Dark Patterns
Als Dark Pattern bezeichnet man ein Benutzeroberflächen-Design, mit dem AnwenderInnen dazu gebracht werden sollen, bestimmte Tätigkeiten auszuführen, die deren Interessen entgegenlaufen. Damit gehören Dark Patterns zu den „Antimustern“, also Entwicklungs- und Gestaltungsentscheidungen, die eigentlich unerwünscht sind. Sie werden jedoch oft bewusst eingesetzt, beispielsweise im App- und Webdesign.
Der Kauf eines Produktes ist nicht nur von rationalen Faktoren abhängig ist, sondern vor allem auch von der emotionalen oder konditionierten Reaktion der BenutzerInnen. Das machen sich Dark Patterns zunutze, und dies oft in einer rechtlichen Grauzone und zum Teil im Interesse des Konsumentenschutzes sogar gesetzlich verboten.
„Dumm gelaufen“
Wenn Sie bei einer Reisebuchung im Internet einmal „versehentlich“ eine zusätzliche, optionale Reiseversicherung abgeschlossen, auf einer Seite im Zuge einer Registrierung ungewollt einen Newsletter abonniert, sich bei der Produktauswahl zwischen mehreren Varianten für eine teurere Option mit (wie Sie später herausfanden) unnötigen Features entschieden oder bei einem versuchten Preisvergleich versteckte Kostenbestandteile übersehen haben, dann sind Sie vermutlich ein Opfer solcher Dark Patterns geworden.
Dark Patterns nutzen gestalterische Elemente wie Hervorhebungen, Schriftgrößen und Platzierungen, aber auch missverständliche und verwirrende Formulierungen sowie komplexe Navigationspfade, um die NutzerInnen zu einem bestimmten Verhalten zu animieren. Gleichzeitig erschweren sie das Erkennen anderer Verhaltensoptionen.
Vielfach ist NutzerInnen gar nicht klar, dass sie Opfer einer solchen Ausgestaltung des Angebots geworden sind. Vielmehr schieben sie die Schuld auf sich und die eigene Unerfahrenheit oder Unachtsamkeit. „Dumm gelaufen“ heißt es dann, zumal es schwer ist, dem Anbieter die gezielte Absicht nachzuweisen.
Beispiele
Ein bestimmtes Dark Pattern wird besonders gerne bei In-App-Werbung auf Smartphones und Tablets eingesetzt: „Kostenlose“ Spiele finanzieren sich durch die Einblendung ganzseitiger, interaktiver Werbung für andere Apps. Am Ende dieser Werbeunterbrechungen erscheint ein winzig kleines Symbol zum Schließen der Werbung, eine Berührung aller anderen Bereiche führt zum Installieren der beworbenen App. Das Dark Pattern besteht nun darin, diese Schaltfläche zum Schließen der Werbung einige Male rechts oben anzuzeigen (damit sich die SpielerInnen daran gewöhnen), dann aber plötzlich mal links unten, links oben oder rechts unten. Der Gewohnheitseffekt sorgt dafür, dass der Spieler wieder rechts oben klickt – und so unbeabsichtigt die Installation startet.
Es gibt zahllose weitere Dark Patterns, die nur schwer zu durchschauen sind und oft in Kombination verwendet werden. Einige Beispiele sind:
- Werbeelemente, die sich als Systemmeldung, Virenwarnung oder auch Navigationselemente tarnen
- Falsche und irreführende Werbeversprechen wie „Jetzt kostenlos“, obwohl sich dahinter in Wirklichkeit ein kostenpflichtiges Abo verbirgt, wenn nicht rechtzeitig gekündigt wird
- Irreführende oder verwirrende Auswahloptionen
- Versteckte Auswahloptionen oder Zusatzangaben, sei es durch Positionierung auf der Seite oder die möglichst unauffällige Darstellung („Hellgrau in 6-Punkt-Schrift am Ende der Seite, nur durch mehrfaches Scrollen erreichbar“)
- Aufforderungen, positive Bewertungen abzugeben oder Freunden eine App, eine Webseite oder ein Produkt zu empfehlen im Gegenzug für die Freischaltung bestimmter Features oder Boni (Apps können z.B. nicht überprüfen, ob Sie eine 5-Sterne-, eine 1-Sterne- oder gar keine Bewertung vergeben)
- Anforderung des Zugriffs auf bestimmte Berechtigungen (z.B. Smartphone-Position) oder persönliche Daten (Adressbuch) zum Zweck der „besseren Benutzererfahrung“, wenn diese Daten für das Nutzererlebnis gar nicht notwendig sind
- Gezielt unklare Produkt- oder Servicebeschreibungen mit dem Ziel, Preisvergleiche zu erschweren, gerne kombiniert mit dem Bündeln von Zusatzleistungen, denen Fantasiepreise zugeordnet werden („+ our special training video course (value: $ 498)“)
- Default-Einstellungen, die sich zunächst nicht ändern oder abwählen lassen, wie Zusatzversicherungen, lange Laufzeiten oder Zusatzprodukte, und die erst in einem späteren Schritt im Bestell- oder Registrierungsprozess geändert werden können
- Gezielt verwirrende Sprachwahl, beispielsweise bei Datenschutzeinstellungen: „notwendig zur Verbesserung des Serviceangebots“ – hier ist unklar, worauf sich das „notwendig“ bezieht und ob der Nutzer überhaupt ein Interesse daran hat mitzuwirken, dass der Anbieter das Serviceangebot verbessern kann; trotzdem werden viele den Punkt nicht abwählen.
Wie kann man sich wehren?
Tatsächlich ist es schwierig, sich aktiv vor Dark Patterns zu schützen oder gar dagegen vorzugehen. Eine bewusste Irreführung ist den Anbietern meist nicht nachzuweisen, der Schaden für den Einzelnen gering.
Trotzdem kann man sich gegen solche Tricks wappnen. Dazu ist es notwendig, Texte genau zu lesen und nicht nur zu überfliegen, auch Zusatzinformationen zu suchen, selbst wenn sie kaum lesbar sind oder sich auf Unterseiten verstecken, und vor der finalen Bestätigung einer Transaktion noch einmal alle Details zu prüfen.
Dark Patterns setzen auf die Unachtsamkeit und das gewohnheitsmäßige Verhalten der NutzerInnen. Wer sich der Existenz der Dark Patterns bewusst ist, hat damit schon den größten Schritt gemacht, nicht zum Opfer derselben zu werden. In diesem Sinne: Bleiben Sie achtsam!