Fünf Minuten pro Tag für mehr Wohlbefinden
Zu wenig Zeit! So lautet wohl eine der häufigsten Beschwerden im Alltag. Wir fühlen uns gehetzt; Gesundheit, Familie und Hobbys kommen zu kurz. Doch Experten sagen, dass wir gar nicht zu wenig Zeit haben: Wir nutzen sie nur falsch.
Tatsächlich ist die Regelarbeitszeit in den letzten fünfzig Jahren deutlich gesunken. Und auch viele Dinge des Alltags gehen schneller und effizienter von der Hand. Man kann von Fertiggerichten und Lieferdiensten halten, was man will – unbestritten verbrachten frühere Generationen wesentlich mehr Zeit mit der Zubereitung von Essen, aber auch mit vielen anderen Tätigkeiten in Haus und Garten.
Eigentlich müssten wir also mehr Zeit für uns haben, nicht weniger. Aber wo kommt diese Zeit hin? Eine einfache Methode hilft, es herauszufinden.
Besorgen Sie sich einen Terminplaner mit Stundeneinteilung und teilen Sie alle Stunden nochmals in vier Abschnitte. Nun nutzen Sie im Laufe des Tages (oder, wenn es nicht anders geht, rückschauend am Abend) diesen Planer, um viertelstundenweise zu notieren, womit Sie Ihre Zeit verbracht haben. Große Blöcke wie reine Arbeits- oder Schlafenszeit können Sie bei Bedarf auslassen – sollten Sie aber mit Ihrer Arbeit unzufrieden sein oder etwa unter Schlafstörungen leiden, dann berücksichtigen Sie auch diese Phasen.
In den ersten Tagen fällt es den meisten Personen schwer, rückschauend zu spezifizieren, womit die einzelnen Abschnitte wirklich gefüllt waren. Aber nach kurzer Zeit wird das Führen der Tätigkeitsübersicht zur Routine und benötigt kaum noch fünf Minuten pro Tag. Vor allem aber zeigen sich nach kurzer Zeit Muster:
- regelmäßig wiederkehrende Aktivitäten, bei denen wir Zeit vertrödeln und vergeuden,
- Zeiten, in denen wir durch eine veränderte Organisation schneller hätten zum Ziel kommen können,
- bislang nicht wahrgenommene Zeitfresser, bei denen wir die wahre Dauer regelmäßig unterschätzen
- und vieles mehr.
Haben Sie diese Verhaltensmuster und ihre Regelmäßigkeit erst einmal erkannt, dann ist der nächste Schritt, dieses Verhalten zu verändern und zu optimieren. Sollten Sie Ansatzpunkte dafür nicht gleich finden, dann raten Psychologen, die geführte Aktivitätsliste um eine zusätzliche Angabe zu ergänzen: Wie haben Sie sich jeweils nach dieser Zeiteinheit gefühlt: Zufrieden? Erschöpft? Energiegeladen? Ausgelaugt?
Unser Körper reagiert auf diese Stimmungen mit unterschiedlicher Leistungsfähigkeit und Motivationsbereitschaft. Beschäftigen Sie sich also zu lange mit einer unbefriedigenden Aufgabe, dann können Sie auch in den nächsten Zeiteinheiten nicht Ihr volles Potenzial abrufen und verlieren noch mehr Zeit. Ein Teufelskreis beginnt. Und irgendwann blockiert Ihr Unterbewusstsein. Erkennen Sie solche Muster und Zusammenhänge in Ihrer Aktivitätsliste, dann haben Sie einen Ansatz gefunden, Ihren Tagesrhythmus zu ändern.
Streichen Sie künftig Aktivitäten, die nur Zeit fressen ohne befriedigenden Output. Finden Sie heraus, welche Tätigkeiten Sie gegebenfalls delegieren können. Und planen Sie andere Aktivitäten so um, dass Sie rasch die gewünschten und benötigten Ergebnisse erzielen.
Nach kurzer Zeit werden Sie erkennen, wie Sie mehr Zeit für sich aus Ihrem Tagesablauf herausholen können. Wichtig: Versuchen Sie nicht, die so gewonnene Zeit zu nutzen, um noch produktiver zu werden, sondern lassen Sie diese Lücken zu.
Im Idealfall hat Ihr Tag so ein paar Abschnitte, die nicht verplant sind und die Sie flexibel nützen können, um sich zu entspannen, Ihre Gedanken zu sammeln, einen spontanen Spaziergang zu machen, Ideen aufzuschreiben, etwas zu lesen, sich mit jemandem bei einem Kaffeeplausch auszutauschen … Im Notfall können Sie solche Zeit-Reserven auch nutzen, wenn mal etwas länger dauert als geplant – und trotzdem gerät Ihre gesamte Woche nicht gleich wieder aus dem Ruder.
Sie müssen die Aktivitätsliste nicht auf Dauer führen, aber ein bis zwei Monate haben sich als nützlich erwiesen, um die eigenen Routinen zu erkennen und so anzupassen, dass das eigene Wohlbefinden langfristig davon profitiert.