Waren- und Dienstleistungsverkehr EU – China nahm deutlich zu
Anlässlich des Gipfeltreffens Europäische Union – China am 29. Juni 2015 in Brüssel hat Eurostat, das statistische Amt der EU, Daten über die Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen China und der EU veröffentlicht.
China ist nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Handelspartner der EU. 2014 entfielen 14% des gesamten Warenhandels der EU mit Drittländern auf China, zehn Jahre zuvor waren es noch 9%. Dabei kommt es zu einem EU-Defizit beim Warenverkehr, zugleich aber zu einem EU-Überschuss bei Dienstleistungen.
Der Wert der Wareneinfuhren aus China in die Europäische Union (EU) ist in den vergangenen zehn Jahren erheblich gestiegen. Betrug er 2004 noch 129,2 Mrd. Euro, so erreichte er 2014 einen Höchststand von 302,5 Mrd. Euro, so die offizielle Analyse von Eurostat. In diesen zehn Jahren stieg der Anteil Chinas an den Extra-EU-Einfuhren von 12,6% im Jahr 2004 auf 18,0% im Jahr 2014, sein Anteil an den Ausfuhren verdoppelte sich nahezu (5,1% im Jahr 2004 gegenüber 9,7% im Jahr 2014).
Einzige Ausnahme bildete das Jahr 2009, in dem infolge der Finanzkrise ein Rückgang verzeichnet wurde. Die Ausfuhren gingen 2009 nicht zurück und haben sich im Zeitraum 2004-2014 mehr als verdreifacht. Im vergangenen Jahr erreichten sie 164,7Mrd.Euro. Das während des gesamten Zeitraums bestehende Handelsdefizit der EU mit China verringerte sich zwischen 2010 bis 2013 und stieg im Jahr 2014 wieder an, und zwar auf -137,7 Mrd. Euro.
Industrieerzeugnisse dominieren Ein- und Ausfuhren
Der EU-Warenhandel mit China wird eindeutig von Industrieerzeugnissen dominiert, auf die 2014 97% der EU-Gesamteinfuhren aus China und 86% der EU-Ausfuhren nach China entfielen. Das Defizit von 152,0 Mrd. Euro, das die EU bei ihrem Handel mit Industrieerzeugnissen mit China aufweist, wird durch den leichten EU-Überschuss bei Primärerzeugnissen (+9,5 Mrd. Euro), insbesondere bei Rohstoffen (+6,3 Mrd. Euro), nur teilweise ausgeglichen.
Deutschland und Finnland melden als einzige EU-Mitgliedstaaten Handelsüberschuss mit China
In der EU war Deutschland 2014 mit Ausfuhren im Wert von 75,0 Mrd. Euro oder einem Anteil von 46% an den EU-Warenausfuhren nach China mit Abstand der wichtigste Exportpartner Chinas, mit einigem Abstand gefolgt vom Vereinigten Königreich (19,6 Mrd. Euro oder 12%), von Frankreich (16,2 Mrd. Euro oder 10%) und Italien (10,5 Mrd. Euro oder 6%). Gegenüber 2013 nahmen die Ausfuhren nach China für jedes dieser vier größten Partnerländer zu. Auf EU-Ebene stiegen die Warenausfuhren nach China 2014 um 11%.
Deutschland war 2014 mit 60,9 Mrd. Euro oder 20% der EU-Wareneinfuhren aus China auch der größte Einführer aus China und lag damit vor den Niederlanden (57,3 Mrd. Euro oder 19%), dem Vereinigten Königreich (45,8 Mrd. Euro oder 15%), Frankreich (25,4 Mrd. Euro oder 8%) und Italien (25,1 Mrd. Euro oder 8%). In allen diesen EU-Spitzenimportländern für chinesische Waren nahmen die Einfuhren aus China 2014 zu. Auf EU-Ebene stiegen die Wareneinfuhren aus China 2014 um 8%.
Beim Warenhandel mit China verzeichneten alle EU-Mitgliedstaaten 2014 ein Defizit. Einzige Ausnahmen waren Deutschland (+14,1 Mrd. Euro) und Finnland (+0,7 Mrd. Euro). Am höchsten fielen die Defizite in den Niederlanden (-48,8 Mrd. Euro), im Vereinigten Königreich (-26,2 Mrd. Euro), in Italien (-14,6 Mrd. Euro), Spanien (-12,4 Mrd. Euro), Frankreich (-9,2 Mrd. Euro) und Polen (-8,9 Mrd. Euro) aus.
Wachsender Überschuss im EU-Dienstleistungsverkehr mit China
Die Ausfuhren von Dienstleistungen aus der EU nach China stiegen zwischen 2012 und 2014 sprunghaft an, und zwar um 27% von 25,1 Mrd. Euro auf 31,7 Mrd. Euro. Die Einfuhren nahmen in geringerem Maße zu und stiegen von 20,0 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 22,6 Mrd. Euro im Jahr 2014. Infolgedessen vergrößerte sich der EU-Überschuss im Dienstleistungsverkehr mit China in den letzten drei Jahren um 4,0 Mrd. Euro von 5,1 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 9,2 Mrd. Euro im Jahr 2014. Zurückzuführen war dieser Überschuss hauptsächlich auf Überschüsse bei Reisedienstleistungen (+3,3 Mrd. Euro), Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum (+3,1 Mrd. Euro) sowie Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen (+2,5 Mrd. Euro). Das größte Defizit wurde bei Verkehrsleistungen verzeichnet (-1,7 Mrd. Euro). Im Jahr 2014 entfielen rund 4% des gesamten Extra-EU-Handels mit Dienstleistungen auf China. Damit ist China nach den Vereinigten Staaten und der Schweiz drittgrößter Partner der EU in diesem Bereich.
China war 2014 Nettoinvestor in der EU
Die Ströme an ausländischen Direktinvestitionen (ADI) zwischen der EU und China schwankten zwar in den vergangenen vier Jahren, blieben aber stets positiv. Im Jahr 2014 verringerten sich die EU-Investitionen in China jedoch um 9,1 Mrd. Euro, während die Investitionsströme aus China in die EU auf 12,1 Mrd. Euro anstiegen. China war somit im vergangenen Jahr Nettoinvestor in der EU.
(Quelle: Eurostat)