SCM: Sechs Entwicklungstrends und deren Auswirkungen
Wenn alles bleibt wie gehabt, werden sich die Lieferketten der Zukunft im Einklang mit den jeweils vorherrschenden globalen wirtschaftlichen Trends entwickeln und unsere Gesellschaft und Kultur verändern. Sind Sie bereit? David Telford beleuchtet sechs Entwicklungstrends und deren Auswirkungen auf die Supply Chain, aber auch auf Unternehmen und Gesellschaft.
SCM-Verantwortliche zwischen den Stühlen
Oft als das Herz und die Lunge einer Organisation beschrieben, reagiert die Lieferkette, mehr als jede andere Geschäftsfunktion, nicht nur sensibel auf diese globalen Trends, sondern ist auch jeweils zuerst betroffen.
Mit den obigen Aspekten sowie den ständigen Geschäftsanforderungen, Kosten zu senken, die Effizienz zu verbessern und die Leistung zu steigern, sitzen Verantwortliche für die Supply Chain oftmals „zwischen den Stühlen“ – wie sollen sie innovativ sein, um mit den globalen Trends Schritt zu halten und dabei gleichzeitig effizient sein und die Kundenanforderungen erfüllen?
Sechs Entwicklungstrends und deren Auswirkungen
Untersuchen wir zunächst die Auslöser für diese Supply-Chain-Entwicklung und die Trends, die Führungskräfte im Blick haben sollten. Heute sehen wir sechs Entwicklungstrends, die Unternehmen beeinflussen. Diese werden das künftige makroökonomische Umfeld bestimmen, wobei jede Tendenz sich auch direkt darauf auswirken wird, wie Organisationen ihre Lieferketten aufbauen und am Laufen halten.
Entwicklungstrend 1: Globalisierung
Die Globalisierung hat auch die Lieferketten sehr viel komplexer werden lassen – die Komplexität steigt ebenso wie die entsprechenden Risiken und Kosten. Durch die Auswirkungen von Naturkatastrophen, wie sie etwa in Thailand und Japan in den letzten Jahren stattgefunden haben, wurde deutlich, wie wichtig ein effektives Risikomanagement in der Lieferkette ist, um Störungen zu reduzieren und schnell auf Nichtverfügbarkeiten reagieren zu können. Da immer mehr Fertigungsarbeiten an Zulieferer in der ganzen Welt ausgelagert werden, ist es sehr viel schwieriger geworden, die Produktion zu überwachen und nachzuverfolgen.
Entwicklungstrend 2: Zunahme an Verbrauchern
Das Zusammenspiel zwischen Unternehmen und ihren Kunden hat sich in den letzten zehn Jahren beträchtlich entwickelt. Insbesondere durch neue Technologien wie Social Media sowie mobile und Cloud-basierte Anwendungen haben Kunden und Verbraucher viel mehr Möglichkeiten und können sich einen neuen, direkten Zugang zu Marken verschaffen. Sowohl daraus als auch aus der sehr hohen kundenspezifischen Anpassung von Produkten ergibt sich eine noch größere Notwendigkeit, Kundenanforderungen zu verstehen und zu antizipieren. Einmal erfasst, können sie in die zukünftige Produktentwicklung, Supply-Chain-Planung und Nachfragesteuerung einfließen.
Entwicklungstrend 3: Nachhaltigkeit und Klimawandel
Der Klimawandel wandert auf der weltweiten Agenda für politische, Unternehmens- und Verbraucheraspekte nach oben. Es gibt eine zunehmende Regulierung, eine stärkere Konzentration auf gesellschaftliche und soziale Verantwortung sowie die Nachfrage der Verbraucher nach hohen Umweltstandards. Der Großteil der sozialen und ökologischen Auswirkungen – verursacht von Unternehmen auf der ganzen Welt – passiert in der Versorgungskette, wo Sendungen verschickt , Materialien verbraucht und Arbeitskräfte eingesetzt werden. Die Rechenschaftspflicht für die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens entfällt fast ausschließlich auf die Lieferkette. Um langfristigen Erfolg zu gewährleisten, müssen Supply-Chain-Verantwortliche diese Nachhaltigkeit als oberste Priorität betrachten.
Entwicklungstrend 4: Fokussierung auf Technologie
Technologie, die Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung verbessert – etwa die kombinierte Leistung der Datenanalyse und des Internet der Dinge (IoT) –, ermöglicht Unternehmen tiefere Einblicke in Entwicklungen, Verbraucherverhalten und die Prozesseffizienz. Das Zusammentragen unstrukturierter als auch disparater (ungleicher) Datensätze, von der Konsumentenstimmung auf Social-Media-Plattformen bis zu M2M(Machine-to-Machine)-Daten schafft neue Grenzen bei der Supply-Chain-Transparenz und Prozessautomatisierung. Allerdings erfordert die Abhängigkeit von derartigen Datenquellen besondere Sorgfalt bei der Integration neuer und alter Systeme, um echte End-to-End-Transparenz in der Lieferkette abzubilden.
Entwicklungstrend 5: Verordnungen
Im Zusammenhang mit der wachsenden Komplexität der globalen Märkte und der Bedeutung der Sicherheit führen globale und lokale politische Entscheidungsträger wesentlich strengere Vorschriften für Unternehmen ein. Durch mehr Regeln und Vorschriften, die kontinuierlich eingeführt werden, müssen Organisationen bereit sein, ihre Informationen über die Beschaffung und ihre Supply-Chain-Praktiken preiszugeben. Andernfalls haben sie hohe Strafen zu erwarten und mit weiteren rechtlichen Risiken zu rechnen. Die Technologie spielt hier eine große Rolle, da sie die erforderliche Transparenz der Einhaltung der Lieferkette gewährleistet.
Entwicklungstrend 6: Supply Chain im Wandel
In Zeiten von verschärften Kreditbestimmungen und wirtschaftlicher Unsicherheit zählt eine bessere Arbeitskapitalleistung zu den Top-Prioritäten für viele CFOs. Die wichtigsten Faktoren wie Fertigwarenlager, Rohstoffe sowie der Überblick an Verbindlichkeiten und Forderungen sind alle stark von Supply-Chain-Entscheidungen und Aktivitäten beeinflusst. Der Druck, Gewinn zu erwirtschaften, erfordert die Fähigkeit, die tatsächlichen Kosten für jeden einzelnen Auftrag genau zu messen und damit eine bessere Wertschöpfung zu erzielen. Die Supply-Chain-Führungskräfte stehen somit an vorderster Front, wenn es darum geht, die ersten Warnzeichen bei Angebot und Nachfrage und die Auswirkung auf Gewinn-und Umsatzziele für das Unternehmen zu erkennen.
Die meisten Unternehmen werden mit mehreren dieser Faktoren gleichzeitig konfrontiert und Geschäfts- und Supply-Chain-Verantwortliche werden zum sofortigen Handeln gezwungen. Das Verstehen dieser Auswirkungen, die diese Kräfte auf das Geschäft haben könnten, bevor sie wirklich eintreffen, hilft SCM-Führungskräften, Chancen und Möglichkeiten zu finden und – noch wesentlicher – langfristig die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens zu sichern.
Um Unternehmen darin zu unterstützen, die Zukunft ihrer Lieferkette angesichts dieser Trends zu gestalten und mit den oft gegenläufigen Prioritäten umzugehen, empfehlen wir, Folgendes im Blick zu behalten:
- Zusammenarbeit: Interne und externe Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten ist zwingend notwendig, um die Nachfrage sowohl zu erkennen als auch effizient zu erfüllen.
- Sichtbarkeit: Sie müssen Klassenbester sein, um im heutigen schwierigen wirtschaftlichen Umfeld wachsen zu können. Eine effektive Messung der Supply-Chain-Performance entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist entscheidend, um dies zu erreichen.
- Effizienz: Senken Sie stetig Ihre Supply-Chain-Kosten, um Profit und Wettbewerbsfähigkeit zu maximieren – so haben Sie Volatilität und Komplexität im Griff.
- Agilität: Erhöhte Agilität ermöglicht es Unternehmen, schnell auf plötzliche Veränderungen in Angebot oder Nachfrage zu reagieren, sprich unerwartete externe Störungen reibungslos und kosteneffizient zu handhaben und sich schnell von Rückschlägen wie Naturkatastrophen zu erholen.
Der Platz zwischen den Stühlen wird immer schwierig sein. Es ist jedoch möglich, die Supply Chain auch in Zukunft erfolgreich zu gestalten, wenn Sie die oben genannten Punkte im Blick behalten.
Über den Autor
David Telford ist Senior Director Industrial Solutions bei www.qlik.at und widmet sich leidenschaftlich der Erzielung von Geschäftsvorteilen durch gezielten Technologieeinsatz für seine Kunden. Er ist Fan des FC Southampton und Liebhaber von guter Musik.
QlikTech (“Qlik”) ist ein Softwareunternehmen, welches von Björn Berg und Staffan Gestrelius 1993 in Lund (Schweden) gegründet wurde. Das Hauptprodukt ist das Business Intelligence-Werkzeug QlikView. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Radnor, Pennsylvania, sowie Niederlassungen in aller Welt. Gemeinsam mit über 1.100 Partnerunternehmen betreut QlikTech mehr als 32.000 Kunden in 100 Ländern.
Quelle: www.qlik.at