Stefan Gattringer: „Die wesentlichen Erfolgsfaktoren im Einkauf: Hausverstand und Weiterbildung“
Menschen in Einkauf und Management: Stefan Gattringer, Leitung Einkauf, Träumeland GmbH, Hofkirchen, Oberösterreich, über seinen Werdegang, über Weiterbildung, den Faktor Nachhaltigkeit bei Träumeland und die Herausforderungen der Coronakrise.
Wie sind Sie zum Einkauf gekommen und was ist Ihre aktuelle Position?
Eigentlich komme ich von der Vertriebsseite. Nach einer Auszeit in Form einer Weltreise stieß ich auf die Stellenanzeige von Träumeland für eine Position im Einkauf. Der Einkauf hatte mich schon vorher interessiert und so konnte ich mich bei Träumeland zu meiner aktuellen Position als Einkaufsleiter entwickeln.
Bei Träumeland ist Nachhaltigkeit ein wesentlicher Faktor. Welche Vorteile bringen nachhaltige Prozesse für das Unternehmen, welche Rolle spielt der Einkauf dabei und wie schätzen Sie das für die Zukunft ein?
Wir legen großen Wert darauf, die besten und hochwertigsten Produkte für Babys und Kinder herzustellen. Um unseren Kindern aber auch eine saubere Umwelt zu hinterlassen, spielt Nachhaltigkeit bei uns eine große Rolle. Zum Beispiel gewinnen wir die Energie für unsere Produktion aus umweltfreundlichen Anlagen durch Erdwärme und Holzpellets, wodurch natürlich Kosten gespart werden.
Bei der Materialbeschaffung setzen wir verstärkt auf ökologische Qualität und auf geringe Schadstoffbelastung. Für die Zukunft werden wir uns alle noch stärker mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ beschäftigen müssen, um den Anforderungen der Konsumenten gerecht zu werden.
Durch die Coronakrise ist auch in Ihrem Unternehmen der Umsatz massiv eingebrochen. Welche Herausforderungen ergeben sich dadurch für den Einkauf und wie gehen Sie damit um?
Die größte Herausforderung zu Beginn dieser schwierigen Zeit war schlichtweg, die Versorgungssicherheit für das Unternehmen zu gewährleisten. Lieferanten aus besonders stark betroffenen Ländern wie z.B. Italien stellten das größte Problem dar. Durch schnelles Reagieren konnten wir unsere Vorräte noch auffüllen und die Produktion unserer Produkte sichern.
Als Produktionsunternehmen der Textilbranche wurden Sie mit der Herstellung von Mund-Nasen-Schutzmasken beauftragt. Mit welchen diesbezüglichen Problemen ist der Einkauf konfrontiert und inwieweit ist er in den Entscheidungsprozess involviert?
Als Einkaufsleiter und Produktentwickler war ich natürlich von Beginn an involviert. Als Erstes mussten wir ein neues Produktfeld in kürzester Zeit entwickeln und in die bestehenden Prozesse integrieren. Auch die Beschaffung war durch den enormen, weltweiten Bedarfsanstieg bei Materialien für Mund-Nasen-Schutzmasken eine richtige Herausforderung. Durch unser sehr gutes Lieferantennetzwerk konnten wir aber auch diese Hürde meistern.
Sie haben den Lehrgang ÖPWZ-Academy Einkauf Goes Digital absolviert. Was hat es Ihnen persönlich und Ihrem Unternehmen gebracht und wo sehen Sie Einsatzmöglichkeiten von Digitalisierung im Einkauf?
Für mich persönlich war der Kurs sehr lehrreich und interessant. Vorher sah ich das Schlagwort „Digitalisierung“ als großen Begriff und mit einer teuren Software verbunden. Jetzt sehe ich die Dinge etwas anders. Digitalisierung kann in kleinen Portionen und mit kostengünstigen Tools realisiert werden. Dadurch können Unternehmen bereits mit wenig Kapitaleinsatz Erfolge erzielen.
Einsatzmöglichkeiten gibt es im Einkauf viele. Seien es wiederkehrende Berechnungen, automatisierte Bestellprozesse oder der digitale Dokumenten-Workflow.
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Weiterbildung für den Einkauf ein und wo würden Sie aus Ihrer Erfahrung und Ihrer Beobachtung aktuell die Schwerpunkte setzen – bei Führungskräften und bei MitarbeiterInnen?
Weiterbildung sehe ich als wesentlichen Faktor für einen erfolgreichen Einkauf. Aus meiner Erfahrung ist jedoch der „gesunde Hausverstand“ eine wichtige Grundvoraussetzung. Auf diesem Fundament können mit spezifischen Weiterbildungen Schwerpunkte gesetzt werden und so MitarbeiterInnen und auch Führungskräfte gezielt entwickelt werden.
Karriere und Einkauf: Wie sehen Sie die Möglichkeiten, im Einkauf beziehungsweise mit Erfahrung im Einkauf spannende Karrierewege einzuschlagen?
Mit Erfahrung und Know-how ist natürlich viel möglich. Aus meiner Sicht geht der Trend ohnehin weg vom „klassischen Einkäufer“ hin zum Einkäufer mit Funktion als „Schnittstellenmanager“, „Produktentwickler“ et cetera. Dadurch wird das Aufgabenumfeld noch interessanter und es ergeben sich viele neue Möglichkeiten.
Über Träumeland
Träumeland widmet sich seit 1965 der Herstellung von Baby- und Kinderartikeln, die gefährlichem Wärmestau im Babybett vorbeugen. Mit intelligenten Belüftungssystemen sowie hochwertigen Materialien fertigt das Unternehmen Matratzen ausschließlich in Österreich. Eine Vielzahl von Produkten rund um den gesunden Babyschlaf ergänzen das Angebot.